laut.de-Kritik
Es muss ja nicht immer Haudrauf-Disco sein.
Review von Martin TenschertKris Menace hält seinen Marktwert konstant hoch. Sei es mit Remixen für Rave-Helden wie Moonbootica ("Men Of The Future") oder die Hipster von Metronomy. Oder liegt es an seiner glorreichen French House-Vergangenheit beim Überlabel Roule? Die zaubert 90er Jahre-Clubbern nach wie vor Aha-Erlebnisse aus dem Hirnkastel, wenn sie Tracks wie "Discopolis" hören
Zum Glück scheint einer der Leitsätze des weltweit gefeierten Producers zu lauten: "Lorbeeren? Ausruhen? Nein, danke!" Mit "Electric Horizon" legt der Mann ordentlich nach. Produzierskills hat er ja, definitiv. Doch die haben viele Techniknerds auch, daran liegt es (zumeist) nicht. Menace besitzt vielmehr ein Gefühl für Soul, Sphäre, das Kosmische in der Musik.
Der Vergleich zu Jean Michel Jarre liegt nahe - und hinkt auch gar nicht so sehr: Space Disco können beide, nur dass Kris nicht vor der Fürstenfamilie Monacos den Hochzeits-DJ geben muss und insgesamt natürlich mehr auf die Tanzfläche abzielt.
Ein Glück, denn tanzen will man bei Italo-Disco-Stompern à la "We Are" sofort. Es leuchtet unmittelbar ein, dass Lana Del Rey ihre "Blue Jeans" unbedingt remixtechnisch von dem Herrn aufpeppen lassen wollte.
Es muss ja auch nicht immer Haudrauf-Disco sein. Die entspanntere Gangart steht Kris Menace sogar besonders gut, zu "Timeless" ließe es sich bestimmt gar vortrefflich am Beach mit einem Gelato in der Hand lustwandeln. Ebenfalls Hit-Potenzial birgt "Falling Star", eine schöne, gefilterte 80er Jahre-Hommage, die den Blutdruck erhöht und imstande ist, zu ungesunder Fahrweise zu verleiten.
Dies ist natürlich kein Alleinstellungsmerkmal. Dennoch taugt "Electric Horizon" mit stilistischer und melodischer Vielfalt nicht ausschließlich zum Dance-Album. "eLove" löst beispielsweise auch romantische, verträumte Stimmungen aus, ohne zu sehr ins Karamellige abzudriften. Fazit: Kris ist immer noch eine Menace To Raving Society.
1 Kommentar
erinnert mich irgendwie an harold faltermeyer