laut.de-Kritik
Tristesse und Romantik - absolut mitreißend.
Review von Simon LangemannMit einer Compilation das eigene Oeuvre zelebrieren? Für Kristofer Aström, der sich seit fünfzehn Jahren auf hohem Niveau als Singer/Songwriter auslebt, ein längst überfälliger Schritt. Quasi dramaturgisch statt chronologisch führt die Tracklist durch die fünfzehnjährige Schaffensphase als Solokünstler, in denen der Schwede acht Platten einspielte.
Den Ausgangspunkt bildet der famose "Leaving Song" (2001) mit sachten Drums, Mundharmonika und ganz Aström-typischen Refrainzeilen: "And everyone I love / are heading their own way / seem so far away". Wer Musik frei von Tristesse, Einsamkeit und Romantik sucht, kann um Aströms Output getrost einen großen Bogen machen.
Für alle anderen macht der 1974er-Jahrgang das Allerbeste draus: Ergreifende Gitarrenmusik, die nicht nur von fähigem Songwriting, sondern auch von ausgeprägtem Gespür für Pop und Melodie zeugt. So etwa beim Höhepunkt "All Lovers Hell", der mit Streichern zur ganz großen Geste ausholt.
Ein Blick auf die Herkunft der Songs gewährt zudem Aufschluss über Entwicklung und Wandlungsfähigkeit des Schweden: Während er auf Titeln wie "How Come Your Arms Around Me" (1998) oder "Defender" (2001) auch musikalisch in Liebeskummer versinkt, erklingen im Uptempo-Stück "The Good You Bring" (2005) treibende Beats und E-Gitarren.
Mit dem "RainawayTown"-Ohrwurm "Just A Little Insane" steht er zwei Jahre später dann knietief im Folk-Poprock, wohingegen er auf der jüngsten Studioplatte "From Eagle To Sparrow" eher den gesunden, aber einsamen Mittelweg sucht.
Der Titel "An Introduction To" verspricht keineswegs zu viel, auch wenn sich die Platte keinen Zentimeter vom klassischen Best Of-Prinzip löst. Der Pressetext sieht das etwas anders: "Diese Sammlung eine Best Of zu nennen, wäre irreführend. Schließlich hat Kristofer Aström keinen einzigen Titel im Repertroie, der es nicht verdient gehabt hätte, Teil einer solchen Werkschau zu werden." Eine Sichtweise, die Label bzw. Künstler mit gesundem Selbstvertrauen ihrem Schaffen gegenüber natürlich generell vertreten sollten.
Aus Perspektive des Konsumenten lässt sich das Ganze aber auch etwas nüchterner betrachten: Abzüglich der ausnahmslosen Begeisterung über Aströms mitreißende Songs haben wir es immer noch mit einer Compilation aus längst veröffentlichtem Material zu tun, die in der Standard Edition ganz ohne Bonusmaterial erscheint. Eine klassische, solide Best Of-Platte eben. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
1 Kommentar
Was soll das eigentlich, jedes Best Of-Album grundsätzlich mit drei Sternen zu bewerten? Dann kann man sich das auch schenken.