laut.de-Kritik

Kein einziges fröhliches Lied.

Review von

Ob wir jemals ein wirklich fröhliches Lied des umtriebigen schwedischen Singer/Songwriter zu hören bekommen werden? Doch ganz so deprimierend, wie es der Titel vermuten lässt, klingt das Album dann doch nicht.

So erinnert der erstaunlich rockige Opener "Fine Line" an Tom Petty & The Heartbreakers, wobei Aströms Stimme nicht so nörgelig und angenehmer wirkt. In "Razors Edge" geht die musikalische Reise noch weiter zurück: Hier hat der elektrische Bob Dylan seine Spuren hinterlassen. Wie ein Geist taucht er im weiteren Verlauf immer wieder auf, wie auch Assoziationen an The Band, Jackson Browne, Bruce Springsteen oder Fleetwood Mac.

Unaufgeregt erzählt und Aström wie gewohnt von Enttäuschungen in Sachen Liebe und Leben. Doch gelingt es ihm, das Thema immer wieder neu aufzurollen, musikalisch wie textlich. "Ich trage viele Songs in mir, ich habe noch nie unter einer Schreibblockade gelitten. Mir ist wichtig, nicht auf der Stelle zu treten und nicht den gemütlichen Weg zu gehen, sondern immer wieder neue Pfade zu entdecken", erklärt er.

Neu in seinem Leben ist, dass er Vater geworden ist. Dankenswerterweise hat er keinen Gute Nacht-Song verfasst, sondern beschreibt seine Gefühle mit dem Titel "A Battle (You And Me Is All We Get)". "Nicht jeder Moment ist toll. Außerdem ist es nicht irgendwann vorbei, sondern es geht dein ganzes Leben lang weiter" meint er dazu. Wahre Worte!

"Ich wollte, dass jedes Stück besser klingt als alles andere, was ich bevor aufgenommen habe. Das gilt auch für die Texte." Um sich nicht zu verzetteln, spielte er das Album in nur sieben Tagen live ein. Dabei durfte kein Instrument oder Mikro verwendet werden, das nach 1978 hergestellt wurde. Entsprechend warm fällt der Klang der Platte aus.

Etwas aus der Reihe fällt das Schlussstück. "Ich habe mir mein erstes Soloalbum 'Go Went Gone' [1998, A.d.R.] angehört und mir gedacht, so was könnte ich auch mal wieder machen", erklärt er. "Da passte es gut, dass ich einen Klavierspieler in der Band hatte. Doch fand ich das Ergebnis mit nur meiner Stimme etwas langweilig. Also habe ich meine Freundin Therese Johansson angerufen und mit ihr wurde es schlagartig besser."

Ein einfühlsames Duett, dass das Album mit einer melancholischen, aber tröstlichen Note beendet.

Trackliste

  1. 1. Fine Line
  2. 2. Razors Edge
  3. 3. For Tomorrow
  4. 4. Ghost Mess
  5. 5. Helliness
  6. 6. Olivia
  7. 7. A Battle (You And Me Is All We Get)
  8. 8. Holograms
  9. 9. Cutthroat
  10. 10. Lioness Den

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