laut.de-Kritik
Surf-Rock voller Sehnsucht und Budenzauber aus Seattle.
Review von Sven KabelitzPop-Musik gleicht einem einzigen gigantischen Organspender. In jedem Medienrummel der Gegenwart finden sich Versatzstücke der Vergangenheit. Die vier Damen von La Luz erinnern an den Surf-Rock der 1950er/1960er und sein Kurzzeitrevival rund um "Pulp Fiction".
Einflüsse von Dick Dale, The Shadows, The Ventures, Santo & Johnny und immer wieder Link Wray, der bereits 1958 "The Swag" aufdrehte, bilden die Basis für "It's Alive". Besonders Shana Cleveland, Sängerin und Gitarristin der Band, zeigt sich von Wray beeinflusst. Um ihre schummrigen Riffs winden sich Abbey Blackwells Bassläufe, Marian Li Pinos kristallklare Cymbals und Alice Sandahls Orgel.
Gemeinsam schaffen die vier aus Seattle stammenden Musikerinnen eine dämmrige Atmosphäre. Spöttisch verspielt brechen sie Hoffnung, Sehnsucht und Budenzauber mit Verlust und Herzschmerz. So gleicht "It's Alive" einer Gemäldegalerie, in der die vier Protagonistinnen in ihren Museumspantoffeln eine Mordsgaudi haben. Hier und da verstecken sie unter den staubigen Gemälden klitzekleine Mitbringsel aus Dream-Pop und Shoegazing. Sporadisch schliddern Mazzy Star in Filzschuhen vorbei.
So bedienen La Luz zwar jedes Klischee des Genres, schaffen sich aber zeitgleich eine eigene verschrobene Identität. Ein Surf-Rock-Almanach ohne schmutzabweisende Schutzhülle.
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