laut.de-Kritik
Mit dem Banjo in die Punkrock-Hall Of Fame.
Review von Kai ButterweckEs gibt nicht viele Flitze-Punks auf dieser Welt, bei deren Schaffen sich Freunde schnodderiger Klänge nicht entscheiden können, ob sie zum 24/7-Pogo aufrufen oder sich mit High End-Headphones vor die heimische Klanganlage ketten sollen. Zu den Speerspitzen zählen da sicherlich die Toy Dolls, die mit frickeligen Überwerken wie "Dig That Groove Baby" oder "Absurd Ditties" selbst preisgekrönte Musiktheoretiker von ihren Sitzen rissen.
Doch Michael "Olga" Algar und Co. werden auch nicht jünger, was die vergangenen, eher dürftigen Werke der Kult-Combo leider bewiesen haben. Zeit also für die Nachfolgegeneration. Sprich: Bühne frei für Larry And His Flask.
Und schon geht die Branchenpolizei auf die Barrikaden. Was hat denn das whiskeygetränkte Bluegrass-Treiben des Oregon-Sextetts mit dem hibbeligen Fun-Punk einer Band wie den Toy Dolls zu tun? Auf den ersten Blick sicherlich nicht viel. Doch wer genauer hinhört, wird feststellen, dass beide Mannschaften in derselben Sportart antreten. Nur schießen die einen (Toy Dolls) mit dem Brazuca (Stromgitarre) aufs Tor, während die anderen (Larry And His Flask) lieber mit dem Telstar (Banjo) knödeln.
Nach etlichen Dauersprints bleibt den Toy Dolls allerdings immer öfter die Puste weg. Larry und seine Flaschen stehen hingegen noch voll im Saft. Dabei stets im Vordergrund: Flügelflitzer Andrew Carew (Banjo) und Mittelstürmer Kirk Skatvold (Mandoline). Jedes Mal geht ein Raunen durch den Fanblock, wenn sich die beiden Ausnahmetalente im High Speed-Modus gegenseitig die Murmel zuspielen ("Pandemonium", "The Battle For Clear Sight", "Home Of The Slave", "Muffled Thrums").
Mit wohldosierten Dynamik-Ansprachen sorgt Mittelfeldmotor und Kapitän Ian Coock dafür, dass sich die beiden Dribbelkünstler vor ihm keine Knoten in die Beine spielen. Bisweilen greift der Chefstratege auch auf melodische Zurufe zurück, um seine schwitzenden Mannen im Zaum zu halten ("Barleywine Bump").
Weiter hinten garantieren die beiden Marshall-Brüder Jamin und Jeshua (Drums, Bass) zusammen mit Staubsauger Dallin Bulckley (Akkordeon) den perfekten Spielaufbau. Das Trio weiß genau, wann es an der Zeit ist, etwas Ruhe ins Geschehen zu bringen ("Log, Hearth, And Ash", "Some Cruel Twist Of Fate"). Sie lullen den Gegner mit fließendem Passspiel über mehrere Stationen ein, ehe der plötzliche Pass in die Tiefe ein klaffendes Loch in die Hälfte der Widersacher reißt. Regisseur Ian Coock lässt sich die Chance nicht entgehen und schnippelt das Leder butterweich in den Winkel ("Gone From You"). Die Entscheidung ist gefallen. Der Schiri guckt bereits auf die Uhr.
Kurz bevor der Abpfiff ertönt, präsentiert die Truppe noch ein paar harmonische Fast Forward-Kabinettstückchen ("Tides"). Dann ist Schluss. Auf der Tribüne klatschen Wegbegleiter der Vergangenheit (Frank Turner, Dropkick Murphys, Streetlight Manifesto) begeistert Beifall. Schweißgebadet verlassen die Verantwortlichen die Arena.
Im Kabinengang geht es nur noch um eine Frage: Wo findet die Siegesfeier statt? Im Dubliner O'Donoghue's Pub? Im Saloon der Templiner El Dorado-Westernstadt? Oder eher unter Deck der Batavia im Hafen von Lelystad? Wo auch immer: Es wird definitiv feuchtfröhlich und wild zugehen. Die Toy Dolls stehen dann bestimmt auch auf der Gästeliste.
2 Kommentare
Sau gute Band, vorallem Live ein Genuss!
Checkt mal The Dinosaur Truckers aus Kaufbeuren (kein Scherz!).
Haben im April ein großartiges Bluegrass/Punk Album rausgebracht, auf dem unter anderem Herr Bela B. ein paar Tracks eingetrommelt hat. Wirklich sehr zu empfehlen! Wirbelt momentan in den USA die Alternative Country Blogs auf, die alle nicht fassen können, dass die Herrschaften aus Deutschland kommen.
@Juiceshaker (« Sau gute Band, vorallem Live ein Genuss!
Checkt mal The Dinosaur Truckers aus Kaufbeuren (kein Scherz!).
Haben im April ein großartiges Bluegrass/Punk Album rausgebracht, auf dem unter anderem Herr Bela B. ein paar Tracks eingetrommelt hat. Wirklich sehr zu empfehlen! Wirbelt momentan in den USA die Alternative Country Blogs auf, die alle nicht fassen können, dass die Herrschaften aus Deutschland kommen. »):
danke für den tip. die klingen in der tat geil. larry sowieso.