laut.de-Kritik

Ein Rapper - von der Westküstensonne geküsst.

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Wenn man sich einen heißen Rapper der Stunde vorstellt, der gerade seinen Durchbruch landet und frischen Wind in die Szene bringt, stellt man sich vielleicht diesen jungen, innovativen MC vor, der so offensichtlich Talent und Feuer mitbringt, dass der Blow-Up eigentlich unabdingbar ist. Nun ja; Larry June entspricht dem nicht ganz. Der Mann aus San Francisco ist Anfang 30, hat bereits unglaubliche 20 Alben auf dem Buckel und bringt wie der wiedergeborene E-40 gerade den Westküstenrap zurück.

Dass sich Larrys Karriere vor allem nach dem Motto 'mühsam nährt sich das Eichhörnchen' Schritt für Schritt über einen geplatzten Major-Deal und Post Malone-Supports zu einem kleinen Indie-Imperium entwickelt hat, würde man diesem Tape aber niemals anhören: "Spaceships On The Blade" ist perfekte, in sich ruhende Smoothness. Larry June rappt so selbstsicher, dass er jeden Sturm zu einer Brise machen könnte. Der Opener "Private Valet" allein klingt so klassisch und zeitlos, das auch der Hörer oder die Hörerin das Gefühl nachvollziehen kann, wie es ist, sich gerade einen neuen Sportwagen gekauft zu haben.

Die Zeitlosigkeit seiner perfekt rumpelnden, aber doch irgendwie opulenten Westküsten-Beats stellt geradezu die Frage, warum sonst noch niemand so vehement auf klassische G-Funk-Elemente gesetzt hat. Zwischen LA und der Bay Area haben ja ein paar Sounds geköchelt, die so klangen, als hätte man G-Funk in den Trap gemeißelt – von manchen TDE-Rappern über YG und Nipsey Hussle bis hin zu neuen Gesichtern wie Drakeo, Blueface oder dem BlueBucksClan. Aber Larry ist der erste, der trotz ganz anderer Vocals so richtige Warren G-Vibes zurückbringt.

Auf Songs wie "Spaceships & Orange Juice" oder dem Alchemist-produzierten "Breakfast In Monaco" fühlt er sich ein bisschen wie das Pendant dessen an, was Griselda für die Ostküste ist. Ein Throwback, der ohne die Schwere, etwas beweisen zu müssen, die Aktualität von alten Sound-Ideen beweist. Er hat aber auch diese verdammt guten Adlibs, die seine Kaltschnäuzigkeit noch mal ein bisschen stressfreier und ungezwungener klingen lassen. Man muss einfach grinsen, wann immer dieser Kerl "Wow!" oder "Good job, Larry" an seine Zeilen hängt.

Wahrscheinlich sollte es Abstriche dafür geben, dass "Spaceships On The Blade" nicht wahnsinnig viel Varianz mitbringt. Larry variiert höchstens mal zwischen Hustler- und Loverboy-Talk, auf dem eiskalten Babyface Ray-Feature "Extra Of Um" zeigt er sich zur Abwechslung mal auf einem Detroit-Trap-Instrumental. Der Rest? Pure, sonnengeküsste Westküsten-Goodness, die auch die richtigen Features mitbringt, zum Beispiel Duckwrth, 2 Chainz und Curren$y.

Und vielleicht zahlt sich gerade deshalb sein langer Weg aus: Wer 20 Alben in acht Jahren veröffentlicht, der kann sich nicht allzu oft radikal neu erfinden. Larry wirkt eher wie der Typ, der den Tigerberg strategisch erobert hat und seine Zone einfach nie verließ: Weil er immer noch ein Stückchen besser geworden ist, steht er nun hier in seinem unerschütterlichen Hustler-Zen auf den Bay Area-Bässen. Larry klingt wie ein gestandener Veteran in seiner Blüte - und gleichzeitig nach einer der frischesten Stimmen der Szene.

Trackliste

  1. 1. From Uncle Herm, Pt. 4 (feat. Herm Lewis)
  2. 2. Private Valet
  3. 3. I'm Him
  4. 4. Things You Do
  5. 5. Don't Check Me
  6. 6. Another Day, Pt. 2
  7. 7. Tools Of The Game (Interlude) (feat. Wallo267)
  8. 8. Corte Madera, CA
  9. 9. Still Boomin (feat. 2 Chainz)
  10. 10. Brand New Machinery (feat. Duckwrth)
  11. 11. I'll Make Time
  12. 12. For Tonight (feat. Syd)
  13. 13. In My Pockets
  14. 14. 0 Chronicles (feat. Curren$y)
  15. 15. Breakfast In Monaco
  16. 16. Larry's Diner (Interlude)
  17. 17. Organic Adjustments
  18. 18. Spaceships & Orange Juice
  19. 19. Extra Of Um (feat. Babyface Ray)
  20. 20. Appreciate It All

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