laut.de-Kritik

Dann doch lieber Anita.

Review von

Der Opener "Das Ist Unsere Zeit" bereitet auf das Übel vor, das einen in der Folge auf dem selbstbetitelten Album von Lucas Cordalis erwartet. Wer auch sonst nichts mit Billo-Schlager anfangen kann, hat in der aktuellen Situation sicher noch weniger Lust auf Gute-Laune-Musik. Da kann der Sohn von Costa Cordalis noch so oft davon singen, dass dies unsere Zeit sei.

Schnell kippt die Stimmung: "Im Leben geht es manchmal Berg auf und Berg ab / Mal Regen, mal Sonne und das nicht zu knapp / Man muss die Dinge einfach so nehmen wie sie sind". "Doch hast du das meiste selbst in der Hand", stellt Cordalis schließlich in der von Wolfgang Petry inspirierten Nummer fest. "Verlieben, Verloren, Vergessen, Verzeih'n" war gestern, heute heißt es "Lieben, Leben, Leiden". Aber Lebensratgeber Lucas hat noch was Besseres auf Lager: "Du bestimmt die Playlist, tu mal was du willst". Für's Skippen ist es leider zu spät.

Doch selbst das hätte nichts gebracht, denn Lucas Cordalis hat "Versprochen, Dass Es Weitergeht". Den Song widmet er seinem verstorbenen "Dad" Costa. "Von dir hab ich gelernt wie echtes Leben geht" und "Dass man wahre Liebe mit dem Herzen sieht". Der ruhigere Titel trägt einen Hauch von Emotionalität in sich und stimmt einmal kurz nachdenklich, bevor "Cinderella, Cinderella" wieder jegliche Ernsthaftigkeit nimmt. Mit Mitte 50 von der Gattin als Disneyprinzessin zu singen, ist einfach keine gute Idee. Auch wenn diese Daniela Katzenberger heißt.

"Durch Die Hölle" erinnert musikalisch an Berg und Fischer, von den Lyrics her einmal mehr an Wolles "Wahnsinn" ("Warum schickst du mich in die Hölle" – Hölle, Hölle, Hölle). Doch der pure Wahnsinn folgt mit "Wir Haben Uns Sowas Von Verdient". Es ist schwierig, den Track mit seiner Frau Daniela einfach hinzunehmen, aber es ist noch schwieriger, ihn gekonnt zu ignorieren. Also einmal stark sein: "Wenn ich dich seh dann geht meine Sonne auf / Auch wenn ich weiß, dass du im Bad lang brauchst / Bist Chaos pur und das an jeden Tag / Doch rund im Strich gibt's nichts was ich mehr mag".

Immer. Wieder. Wolle. Nur, dass bei Lucas die Tage zu Träume werden ("Sieben Nächte, Sieben Träume") und "Der Wahnsinn Überlebt". Recht hat er mit letzterem Titel. Weniger hingegen, dass folgendes an einem bad day helfen soll: "Hast du nen Tag wo nichts gelingt, sing, hey, hey, Halleluja / Wenn gar nichts läuft und nichts was bringt, sing, hey, hey Halleluja".

Der Deutschen liebste Urlaubsinsel und seine eigene Heimat tauscht der Schlagernachwuchs später gegen "Casablanca" und die dortigen arabischen Klänge. Und das aus einem guten Grund: "Wir zwei in Casablanca, der Sonnenuntergang war / Das Highlight an der Strandbar, du warst mein Superstar". Im zehnten Song, der melodisch sehr den Vorgängern ähnelt, sehnt sich der Sänger "100.000 Träume Weit Entfernt". Auch auf einem anderen Planeten oder in einer anderen Galaxy klingt das selbstverständlich schlecht.

Es folgen der melodische Abklatsch von "Sieben Tage, Sieben Nächte" ("Himmelshelden"), sinnlose Klischeetitel ("Ich Schenk Dir Den Mond"), "Alles Und Noch Mehr" aka nichts und wieder nichts, sowie eine billige Kopie von DEM Cordalis-Klassiker: "Anita" wird zu "Daniela". Natürlich. Das Einzige, was gegen diese Version (und das gesamte Album) ankommt, ist das Mitsingen vom Original. Das ist nämlich tatsächlich guter Schlager.

Trackliste

  1. 1. Das Ist Unsere Zeit
  2. 2. Lieben, Leben, Leiden
  3. 3. Versprochen, Dass Es Weitergeht
  4. 4. Cinderella, Cinderella
  5. 5. Durch Die Hölle
  6. 6. Wir Haben Uns Sowas Von Verdient
  7. 7. Sieben Nächte, Sieben Träume
  8. 8. Der Wahnsinn Überlebt
  9. 9. Casablanca
  10. 10. 100.000 Träume Weit Entfernt
  11. 11. Himmelshelden
  12. 12. Ich Schenk Dir Den Mond
  13. 13. Alles Und Noch Mehr
  14. 14. Daniela

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