laut.de-Kritik
Im Duett mit Saint Lu nah am Beischlaf.
Review von Artur SchulzDer Sprung in Jazz-Gefilde bekam Max Mutzke auf "Durch Einander" ausgesprochen gut. "Live" bietet die Konzert-Umsetzung einer Reihe bislang eingespielter Titel, inklusive brandneuer Interpretationen bereits bekannter Songs.
Das "Telefon Intro" besticht mit Druck und Virtuosität, und leitet zum eigentlichen Opener über. Im Vergleich zur Studio-Version klingt das Arrangement abgespeckt, um so an Intensität zu gewinnen. Besonders die perlenden Piano-Passagen hinterlassen einen blitzsauberen Eindruck. Das Publikum meldet sich mit begeisterten Applausbekundungen zu Wort. Jazzclub pur gleich bei der Eröffnung - gekonnt und mitreißend dargeboten.
"Marie" groovt, soult und jazzt mit viel Drive und Energie aufgelockert durch ein intensives Tasten-Intermezzo. Bereits auf dem Studioalbum zählte "Creep" zu den Highlights. Hier legt Mutzke sogar noch einen drauf. Wie er sich mit Energie und Leidenschaft in den Radiohead-Track hineinlegt, und ihm völlig neue Nuancen entlockt, bedeutet hierzulande einzigartiges Entertainment. Exzessives Kreischen, besonders beim weiblichen Publikum während der Performance, adelt die Klasse dieser Umsetzung.
Beim unverwüstlichen Classic-Schleicher "Me And Mrs. Jones" stiehlt Gaststar Saint Lu Mutzke glatt die Schau. Die Rock'n'Soul-Röhre zelebriert nachhaltig ihre Jazz-Qualitäten und veredelt die fast siebenminütige Live-Umsetzung mit Seele und Sex. Manche Duett-Partner singen nur aneinander vorbei - hier ist es nah an echtem Beischlaf. Fürs Sahnehäubchen sorgen die Bläser-Parts: Menzel Mutzke, der Bruder von Max, bewegt sich auf untadeligem Till Brönner-Niveau.
Stimmlich weicht Mutzke gerne mal von den Studiofassungen ab. Er improvisiert, probiert Neuerungen, und liegt auch mal für Momente neben dem Ton. Das klingt nicht nur authentisch, sondern passt auch prima ins gesamte Set. Leben und Ausprobieren steht im Vordergrund, die Freiheiten des live gespielten Jazz’ halten den richtigen Rahmen parat.
Als Extra-Bonbon nimmt Mutzke seinen ersten Hit "Can't Wait Until Tonight" und verpasst ihm ein prächtiges Jazz-Outfit. Alicia Keys' "Empire State Of Mind" bekommt eine ähnliche Veredelung verpasst.
Mutzke und Co. halten jede Menge Gänsehautmomente parat. Die Songs aus dem weiten Feld zwischen Pop und Rock erstrahlen dank der Jazz-Koloratur in völlig neuen Lichte, was ihnen ausgesprochen gut tut.
Zu Recht feiert das Live-Publikum die beseelten Adaptionen von Sänger und Band. Es bleibt nur zu hoffen, dass Mutzke dem eingeschlagenen, schwierigen Weg treu bleibt.
1 Kommentar
Hmm immer noch der Beste Kandidat der je einer Castingshow in Deutschland entsprungen ist. Und das bei der damals stark belächelten Show von Herrn Raab, werde ma reinhören.