laut.de-Kritik

Such A Shame!

Review von

Das Cover spricht Bände. Sollte es noch Menschen geben, die sich außerhalb der Karnevalszeiten violetten Lippenstift aufmalen und ihn sich hernach in den Mund schieben, gehören sie in den Melody Club gesperrt. Für immer. Denn dort spielt man ihre Musik. Dass diese mindestens genauso gruselig daher kommt, wie es das Style-Gebaren auf dem Cover ankündigt, versteht sich von selbst: Unaufhörlich dudelt schrecklich rückwärts gerichteter Elektro-Pop, der unter Ausschluss auch nur einer einzigen eigenen Idee versucht, auf den noch immer rollenden 80s-Hype-Zug aufzuspringen.

In diesem Falle muss man sich ausnahmsweise mal auf die Seite von Christian Anders stellen und hoffen, dass der Zug, zumindest für den Melody Club, nach Nirgendwo fährt. Derart dreist, billig und geradezu ekelhaft wurde selten kopiert. Such A Shame. Hier ist wirklich alles nur geklaut, und dass ich mal die Coolness-resistenten Chorbrüder der Prinzen in einer Review zitieren muss, sagt eigentlich schon alles aus über das hier waltende Endlos-Fiasko.

Die "Music Machine" der fünf durchaus als mutig zu bezeichnenden Schweden stützt sich jedenfalls auf so ziemlich alle Ingredienzien, die OMD, Ultravox und Nena dereinst berühmt machten. Ja, so was gibt es noch. Nicht jeder traut sich dann aber, gleich ganze Akkordfolgen zu übernehmen, wie es der Melody Club beispielsweise bei "Stranded Love" schafft (OMD, "Dreaming"). Dafür wissen wir nun immerhin, was es mit dem Bandnamen auf sich hat: Guten Tag. Wir spielen die Melodien anderer Bands nach. Applaus!

Mit abgenudelsten Synthie-Sounds bläst das Quintett eisern jeden Titel an und lässt dann und wann Gitarren über die Bonbon-Refrains glitschen, mal schneller ("Play Me In Stereo", "Put Your Arms Around Me"), mal langsamer ("My Soft Return"), aber immer schön eingängig und absolut ausgelutscht. Kindermelodien in Reinform, wie Kollege Hardt einmal Ladytrons Oeuvre bezeichnete, nur eben substanzlos, was u.a. in der Idee kulminiert, Tonleitern rauf und runterzuspielen ("Palace Station"). Nein. Nein. Nein.

Wie die Sache mit dem Zitieren Spaß machen kann, bewiesen außer den erwähnten Briten auch Zoot Woman, deren Debüt man trotz Retro-Sounds eine gewisse Freshness nicht absprechen konnte. Das klebrige Melodien-Bollwerk des Melody Club dagegen ist eine kreative Bauchlandung, ein kerzengerader Aasgeier Sturzflug auf die Ideen anderer. Entschuldigt mich bitte, ich geh jetzt Kreide fressen.

Trackliste

  1. 1. Covergirl
  2. 2. Stranded Love
  3. 3. Play Me In Stereo
  4. 4. Palace Station
  5. 5. Let's Kill The Clockwork
  6. 6. My Soft Return
  7. 7. Put Your Arms Around Me
  8. 8. Electric
  9. 9. Colours
  10. 10. Angeleyes
  11. 11. Golden Day

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LAUT.DE-PORTRÄT Melody Club

Rate rate, was ist das, es ist kein Fuchs, es ist kein Has'. Aber vielleicht ein OMD-Song? Der Melody Club aus Schweden jedenfalls könnte großen Gefallen …

19 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Im Gegensatz zu der Kritik bei www.laut.de finde ich diese Platte genial.
    Es hoert sich von der Instrumentierung wie die 80'er an - und es klingt dadurch coooool! Echter Retro sozusagen.

    Besser jedenfalls als Nena-Remixe und gecoverte Scheisse, welche nur mit dumpfen Beats aufgedonnert werden.

    Greets,
    Speed

  • Vor 20 Jahren

    Stimmt schon ... der Kritiker bei laut.de konnte einfach mit der Musik aus den 80ern allgemein nichts anfangen ... so schlecht ist Melody Club nicht (bekam in der Audio 5/5 Punkte)

  • Vor 20 Jahren

    Zitat (« Venom schrieb:
    der Kritiker bei laut.de konnte einfach mit der Musik aus den 80ern allgemein nichts anfangen »):

    kollege dobler musste ob dieser absurden these gerade herzhaft lachen. und das tut er nicht oft :D