laut.de-Biographie
Zoot Woman
1995 erklären sich die Eltern von Stuart Price (damals erst 17 Jahre alt) bereit, dessen Plattenvertrag mit Wall Of Sound zuzustimmen. Prices Nebenprojekt Les Rythmes Digitales ist es zu verdanken, dass er diesen Vertrag zunächst nicht erfüllen kann.
Damals tut Price so, als sei er Franzose und wird fortan als Jaques Lu Cont (wahrscheinlich unbeabsichtigt) mit den Vordenkern des französischen Elektropops in einem Atemzug genannt.
Die Mahnungen vom Label türmen sich aber allmählich auf seinem Schreibtisch, weshalb seine Band Zoot Woman nach sechs Lehrjahren doch noch ihr erstes Album herausbringt.
In den Blake-Brüdern Johnny (Gesang, Jahrgang 1981) und Adam (Keyboards, Jahrgang 1977) findet Price perfekte Buddies, um seine Ideen zu verwirklichen.
Diese speisen ihren Sound hauptsächlich mit minimalistisch-synthetischer Ästhetik der 80er Jahre, zapfen Inspiration bei New Order und wären wohl gerne mit Giorgio Moroder im Studio gewesen.
Stuarts Les Rythmes Digitales bilden für den polierten 80er-Pop einen fruchtbaren Nährboden, den Dünger für die Gewächse, die Human League, Erasure und Co. haben eingehen lassen.
Dazu wählt die Band ein visuelles Konzept zwischen Roxy Music, Spandau Ballet und Duran Duran. Airbrush-Makeup vs. Polyester-Tuxedo. Ultrafrisch und ultramodern wie Bryan Ferry-Klone. Ihr Debütalbum "Living In A Magazine" kommt 2001 mitten im Electroclash-Fieber zur richtigen Zeit. Mit "It's Automatic" gelingt auf Anhieb ein Radio-Hit.
Für Synthpop-Verhältnisse eher überraschend, klingt das Trio keineswegs steril, sondern druckvoll und abwechslungsreich. Ein Umstand, der auch an Johnnys Gesang liegt, der eine wohl dosierte Portion Soul in den Sound einbringt. 2005 klingelt sogar Superstar Madonna bei Stuart Price durch.
Die Queen of Pop engagiert den Soundtüftler als Produzent und Chefmusiker. Mit ihr absolviert der Brite zwei Welttouren und unterzieht ihren Sound einer Frischzellenkur ("Confessions On A Dance Floor").
Zoot Woman verharren auch aufgrund dieses Engagements nach dem sehr eleganten "Zoot Woman"-Zweitling von 2003 über Jahre in der Warteschleife. Price arbeitet derweil mit Soulsänger Seal ("System"), New Order und The Killers zusammen. Erst Ende 2009 erscheint mit "Things Are What They Used To Be" schließlich der dritte ZW-Longplayer.
Die Nebenschauplätze ihres Kollegen Stuart ertragen die Blake-Brüder jedoch mit Fassung. Alle drei Zoot Womanizer betonen stets, dass eine raschere Veröffentlichungspolitik ja nicht automatisch qualitativ hochwertigere Ergebnisse mit sich brächte. Zudem sei man nach längerer Band-Auszeit heißer denn je auf die Arbeit.
Die Fangemeinde, die sich das Trio bis dahin erspielt hat, bleibt ihnen treu, auch wenn nun mitunter noch größere Release-Pausen zu ertragen sind. In den Zehnerjahren veröffentlichen sie gerade mal zwei neue Alben ("Star Climbing", "Absence") und tun sich damit zur Hochzeit des Streamingzeitalters schwer - obwohl 2017 sogar Edelgast Kylie Minogue im Studio vorbei schaut.
2024, legendäre Dance-Tempel wie die Londoner Fabric oder die Hacienda in Manchester haben vor dem Zeitgeist längst kapituliert, veröffentlichen die Blakes und Price mit "Maxidrama" ungerührt ihr sechstes Werk, das nahtlos an den eigenen Trademarksound anknüpft.
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