laut.de-Kritik

Die Techno-Marching-Band ruft zum Blechbläser-Rave.

Review von

Die Hamburger Marschkapelle Meute ist mit ihrem einzigartigen Sound längst zu einem international beachteten Phänomen herangewachsen. Die unverbrauchte Kombination aus konventionellen Instrumenten und ursprünglich komplett elektronischen Klangwelten ist für sich schon faszinierend, wenn das dann noch so gut funktioniert wie auf "Empor", muss man sich über die schiere Abwesenheit von Nachahmern wundern. Auch das neue Album steht in der Tradition der Band, Meute präsentieren darauf sowohl Reworks als auch Eigenkompositionen.

Der Deep-House Opener "Loss Of Hope" ist gleichzeitig auch das Rearrangement der Platte. Der Vibe und das Klangbild des Originals von Innellea wurden extrem detailverliebt übertragen, die Aufnahmen sind unfassbar clean abgemischt. Dass die Hoffnung verloren sein soll, kann man diesem hymnisch-triumphalen Sound definitiv nicht entnehmen.

"Hypnose" war bereits im Soundtrack von "Babylon Berlin" vertreten, nun findet es sich als Future Edit auf dem neuen Album wieder. Der Track baut seine Spannung kontinuierlich auf, die Bläser selbst steigen erst nach über zwei Minuten Laufzeit ein. Davor sorgen Percussions für die entsprechend hypnotische Grundstimmung, eine Marimba gibt von Anfang an den übergeordneten Rhythmus vor.

Die dramatische Atmosphäre im nachfolgenden "Vermis" würde sich ebenfalls gut als Soundtrack eignen, das wiederkehrende Motiv erinnert definitiv an die musikalische Untermalung eines Christopher Nolan-Films. Die Band erzeugt mit den düsteren Akkorden ein mächtiges Klangbild, das von der harten 4-to-the-floor Bassdrum vorangetrieben wird.

"LoCKeDoWN2" passt am ehesten in den Kosmos klassischer Bläser-Arrangements. Die Staccato-Anschläge des Basssaxofons liefern einen lockeren Groove, der eine angenehme Leichtigkeit erzeugt. Die Drums sind zudem verhältnismäßig zahm, was dem Song zu Mainstream-Appeal verhelfen könnte.

Auf "The Goose That Got Away" adaptieren die Hamburger den gleichnamige Track des Berliner DJs Objekt. Den anspruchsvollen Rhythmus des Post-Dubstep-Originals setzten sie gekonnt um und fangen so dessen Stimmung wahnsinnig präzise ein. Auch bei "Bias" handelt es sich um ein Rework, die Vorlage stammt aus der Feder des britischen Produzenten Floating Points. Während die erste Hälfte in Richtung eines flächigen Ambient-Sounds tendiert, transformiert sich dieser ab der Mitte zu einem kühlen Drum'n'Bass-Gewitter.

Meute verzichten für das Album über weite Strecken auf jeglichen Gesang, nur im letzten Track wiederholt ein Chor den Songtitel: "Come Together". Bedauerlicherweise kommt genau an diesem Punkt der charakterisierende, industriell-sakrale Vibe der Vorlage von Henrik Schwarz abhanden, denn die Vocals klingen einfach nicht erhaben genug. Entsprechend dümpelt der Song etwas charakterlos dahin, was im Kontext der ansonsten einwandfreien Arrangements besonders schade ist.

Trotz seltener Schwächen bleibt "Empor" aber ein hervorragendes Album, das die Stärken der Band konsequent ausspielt. Die fehlende Konkurrenz lässt sich wohl auch auf die nur schwer zu erreichende Messlatte zurückführen, die Meute mit ihren Produktionen vorlegt.

Trackliste

  1. 1. Loss Of Hope
  2. 2. Aurora
  3. 3. Anti Loudness
  4. 4. Hypnose - Future Edit
  5. 5. Vermis
  6. 6. Caint Use My Phone
  7. 7. LoCKeDoWN2
  8. 8. The Goose That Got Away
  9. 9. Bias
  10. 10. Come Together

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1 Kommentar

  • Vor einem Monat

    Ich dachte ich mag es nicht, weil ich eigentlich kein Fan davon bin, wenn elektronische Musik mit echten Instrumenten "aufgepeppt" wird (abgesehen von so Sachen wie The Notwist oder B. Fleischmann), aber nachdem ich kurz in zwei Tracks reingehört habe, muss ich sagen, das geht doch klar und wirkt ziemlich rund. Muss ich mir mal mehr Zeit für nehmen.