laut.de-Kritik
Virtuelle Reise durch New Yorker Partynächte.
Review von Eberhard DoblerMoby bleibt Moby, er vereint Licht und Schatten auf einem Album. "Last Night" ist als Konzeptplatte angelegt, die nach der Dramaturgie eines Partymarathons im nächtlichen New York abläuft: vom Vorglühen über den Adrenalin-Peak bis zum Fade-out. Dabei besinnt sich Moby seiner DJ/Produzenten-Wurzeln: Er streift durch 20 Jahre Clubsound.
Und doch gilt nach wie vor, was Alex Cordas vor drei Jahren über den Vorgänger "Hotel" schrieb: Moby hat das Talent, Melodien aus dem Ärmel zu schütteln, die spätestens nach dem zweiten Durchlauf nicht mehr aus dem Kopf wollen. Ein Urteil, das Fans Freude bereitet und bei manchem Kritiker die Alarmglocken schrillen lässt. Denn Moby ist nun mal Mainstream.
Die Platte dürfte in diesem Sinne beide Seiten bestätigen. Das zeigt schon die Vorabsingle "Disco Lies" - cheesy Großraumdisko-Alarm im housigen Old School-Vibe. Weiß Gott nicht jedermanns Geschmack. Das hyperaktive "The Stars" legt anschließend in Sachen Nervfaktor noch gewaltig drauf. Mehr als grenzwertig dieser Euro Dance/Rave-Update.
Gleichwohl muss man konstatieren: Der New Yorker hat ein sehr gut produziertes Dancealbum mit ausladenden Klangflächen, lauten Hooklines und teils nagelnden Rhythmen programmiert. Das zeigt etwa der aufgekratzte Euro Dance-Raver "Everyday It's 1989".
Klar, wieder eine cheesy Angelegenheit mit hibbeligen Klavierchords und aufdringlichen Hi-Hats, aber das Teil stachelt nun mal an. Eine Tanzhymne, die Mobys Expertentum offenbart. Selbst wenn man den Track nicht goutiert - sein Geschmack polarisiert wie gewohnt.
Die Aufwärmphase begann zuvor mit dem gemächlich stampfenden Elektropop "Ooh Yeah". "I Love To Move", ein repetitiv einlullender, an frühen House angelehnter Groove-Loop inklusive Rap-Part (Old Schooler Grandmaster Caz), zieht sanft auf den Dancefloor, bevor das bassige "257.Zero" noch eine Schippe funky Adrenalin drauf legt.
"Alice" knüpft recht tough an "I Love To Move In Here" an: Das Soundspektrum erweitert sich um Old School-Hip Hop (die Underground-Rapper 419 Crew und Aynzli), gepaart mit Moby-typischen Arrangements. "Hyenas" bleibt im Downbeattempo, gibt sich mit einer tiefen französischen Frauenstimme (eine Exil-Algerierin, die Moby in einer Karaokebar über den Weg lief) deutlich poppiger.
Das ambiente "Degenerates" läutet das Ende der virtuellen Reise durch die Partynacht ein. Die Bässe von "Sweet Apocalypse" erhöhen die Herzfrequenz noch kurzzeitig. Das aufklarende "Mothers Of The Night" gibt aber endgültig den Rausschmeißer, bevor man zum beat-befreiten und abschließenden Titeltrack ins Taxi steigt.
Am Ende bleibt der Eindruck ein zwiespältiger. Die relative stilistische Bandbreite sorgt zwar für Abwechslung. Dieser "jubilierende Eklektizismus", wie es die Fans bei Mute/EMI nennen, bedeutet bei 14 Tracks aber einen Tick mehr Schatten als Licht. Trotzdem, Moby bleibt ein Guter.
16 Kommentare
kann der review voll und ganz zustimmen. "last night" klingt billig, richtig billig. beim hören drängen sich ungewollte erinnerungen an die eurodance-zeiten auf. die single ist ok, haut mich nicht so vom hocker(das arg plakative video kann man jedoch getrost wieder vergessen), erfüllt aber sicherlich seinen 'zweck' im club. dennoch sind nicht alle tracks für's tanzen geeignet. hier und da geht moby auch, im rahmen seiner möglichkeiten, einige experimente ein. hierzu zählt z. b. das hiphop-lastige "alice".
trotzdem, irgendwie wirkt "last night" wie von vorgestern, als hätte moby die jüngsten trends allesamt verschlafen.
2/5
Ich sehe das ein wenig anders. Meiner Ansicht nach kommt Moby langsam wieder in die Spur. "Hotel" fand ich persönlich vollkommen daneben. Songs wie "Hyenas" versöhnen mich da beispielsweise wieder. Ich empfinde die Stimmung auf dem neuen Album als sehr angenehm und kann auch tatsächlich etwas damit anfangen. Und zum Eurodance möchte ich nur mal erinnern, dass Moby daran ja durchaus nicht ganz unbeteiligt war, nur haben sich seine Stücke immer wieder vom tatsächlichen Müll deutlich abgehoben. "Feeling so real" ist für mich heute immer noch ein Oberkracher.
Nach Play fand ich die Alben auch nicht mehr
so genial tja vielleicht liegts an der Plattenfirma weiß auch nicht.
Die Single Disco Lies ist dennoch ganz Ok
aye, nette diskussionskultur hier. höre moby seit den go tagen. seit langer zeit macht moby sachen für den mp3 player oder das auto. da macht auch last night keine ausnahme - so wie's auf der platte ist, ist nix tanzbar.
klingt alles 100% nach moby, okay und im schnitt ne ecke schneller als 18 und play.
@Siso (« aye, nette diskussionskultur hier. höre moby seit den go tagen. seit langer zeit macht moby sachen für den mp3 player oder das auto. da macht auch last night keine ausnahme - so wie's auf der platte ist, ist nix tanzbar. »):
"nicht tanzbar"
nur so zur info: die erste single-auskopplung hieß "disco lies".
Schlecht ist's nicht, aber Hotel war besser.
Aber die Alben sind auch ziemlich verschieden da Moby ja auf Hotel die meisten Stücke singt und hier eigentlich gar nicht.