laut.de-Kritik

Psychedelische Melodien versetzen die grauen Zellen in Trance.

Review von

Monkey3 kombinieren 70s-Rock der Marke Led Zeppelin, Black Sabbath und Pink Floyd mit spacigen Synthies, minimalistischen Songstrukturen, atmosphärischen Soundscapes, Doom- und Stoner-Riffs sowie Soli im Stile eines David Gilmours (Bei "Crossroads" oder "The Guardian" wähnt man den Pink Floyd-Gitarristen an der Klampfe). Daraus entstehen zahlreiche Schichten, die häufig in einer Wall Of Sound kulminieren, die mitreißend und einlullend daherkommt.

Von einzelnen Coversongs abgesehen, arbeiten die Schweizer rein instrumental. Dies bleibt auch größtenteils so, denn die Sprachelemente bestehend aus Storyteller-Vocals, Flüstern, mehrstimmigen Vocals und Growls flechtet die Band wie Instrumente in den doomigen Grundsound ein und ergeben somit weitere Farbtupfer im dichten instrumentalen Gewebe. Einzig "Dead's Planet Eyes" ist mit durchgehendem Gesang aufgebaut und funktioniert in seiner an Faith No More erinnernden Manie sowie mit einem melodischen Händchen im Sinne des kanadischen Trios The Tea Party.

Zentral platziert, fungiert dieser Track als Ausrufezeichen und könnte als Einstieg für potentielle Fans dienen. Gleichsam markiert dieses Stück eine Zäsur. Denn danach mäandert "Seeds" in acht Minuten getragen von einer hypnotischen Melodie durch Psychedelic und Progrock und verhallt mit einer einsamen Gitarre am Ende.

In "The Realms Of Light" verwebt das Quartett geschickt Rhythmus und Riff von "Kashmir" (das man sich bereits als Coverversion quasi einverleibt hat) zu einer ausufernden Komposition, die zudem mit einer thematischen Variation des Pickings zu Beginn an den vorherigen Track "The Guardian" anknüpft. Wer hats erfunden? Die Schweizer? Na ja, nicht ganz, aber eine höchst originelle Mixtur kreiert das Quartett auf seinem mittlerweile sechsten Album.

Indische Sitar-Klänge, Tribal-Rhythmen und mystische Beschwörungen leiten den Opener "Abyss" ein. Direkt taucht der Hörer in den dichten Sound ein, der jedoch nicht limitiert wirkt, sondern Platz lässt für die berühmte Luft zum Atmen und improvisatorische Intermezzi. Die Arrangements sind ausufernd, jedoch nicht mit zu vielen Parts überladen. Vielmehr bewegt sich der Großteil des musikalischen Geschehens in einem sehr fassbaren Rahmen.

Simple Melodien versetzen die grauen Zellen in Trance. Diese setzt die Band dennoch immer spieltechnisch ausdrucksstark oder mit einem besonderen Sound in Szene. Die Klippen des Kitschs umschiffen sie dabei gekonnt. In "Moon" übernimmt die Gitarre das Hauptthema in einer tiefen Lage, das der Bass kontrapunktisch verziert, während ein Chor-Sound und ein hochfrequent ausgesteuerter Synthie für die nötige klangliche Tiefe und melodische Charakteristik sorgen. Auch die leicht verschleppte Metrik trägt zur Langzeitwirkung dieser Melodie bei.

Die vier Elemente scheinen für konzeptuell orientierte Rockbands eine magische Anziehungskraft zu besitzen wie es Thrice mit ihrem "Alchemy Index" vorgemacht haben. Garniert mit einer überbordenden Symbolik trägt die Artwork-Gestaltung die Stimmung der Musik und führt dazu, dass Ich und Über-Ich vollends ins Es übergehen und auf dieser 70-minütigen Reise ins Chillout-Nirwana nicht wieder zurückkehren. Gehört genau wie die letzte Russian Circles ins Plattenregal für Liebhaber anspruchsvoller Rockmusik.

Trackliste

  1. 1. Abyss
  2. 2. Moon
  3. 3. Endless Ocean
  4. 4. The Water Bearer
  5. 5. Crossroad
  6. 6. Mirrors
  7. 7. Dead Planet's Eyes
  8. 8. Seeds
  9. 9. Astraea
  10. 10. Arch
  11. 11. The Guardian
  12. 12. Realms Of Light

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