laut.de-Kritik
Endlich zeigen die Jungs ihr wahres Gesicht!
Review von Michael EdeleWährend sich die Brachialmetaller aus Iowa ein paar neue Gummifratzen entwerfen ließen, die anscheinend viel besser passen und wahrscheinlich aus atmungsaktiven Plysterol bestehen, haben sich Mudvayne dazu entschlossen, die Maskerade an den Nagel zu hängen. Auf "Lost And Found" zeigen die Jungs aus Illinois ihr wahres Gesicht.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes, ziert das Cover der Single "Happy?" doch das Konterfei der vier Musiker, denen das Wasser bis zum Hals steht. Sinnbildlich für ihren Stand in der (amerikanischen) Musiklandschaft, steht das jedoch nicht. Dort mischen Mudvayne schon seit ihrem Debüt "L.D. 50" ganz oben mit.
Und diese Erfolgsstory sollte auch mit "Lost And Found" nicht abreißen. Zu souverän tritt das Quartett auf seinem dritten Studioalbum auf. Schon mit dem brachial-harten Opener "Determined" rücken sie jedem Zweifler den Kopf zurecht, der nicht an eine Fortsetzung der Klangstrukturen von "The End Of All Things To Come" glauben wollte. Kurz und knapp, aber voll auf die Zwölf.
Dass sie auch anderes können, weiß man nicht erst seit gestern, und so kommt "Pushing Through" eine Spur langsamer, mit fetterem Groove und komplexeren Arrangements daher. An den technischen Fähigkeiten der Herren Musiker kann niemand ernsthaft zweifeln. Wer aber immer noch nicht glauben wollte, dass Mudvayne auch als Songwriter überzeugen und eingängiges Material komponieren, kommt bei der Single "Happy?" und bei "Fall Into Sleep" in arge Erklärungsnot.
Der Seelenstrip von Sänger Chad Gray zusammen mit seinem emotionalen Gesang und der aufwühlenden Musik lässt keinen kalt. Ob es die härteren Nummern wie "IMN", "Just" sind, das abwechslungsreiche "Pulling The String" oder eher melodische Sachen wie "Forget To Remember" und "All That You Are", irgendwas rühren die Amis in einem an.
Kernstück des Albums ist wohl das überlange "Choices", das zwar sowohl alle technischen als auch songwriterischen Qualitäten der Band in sich vereint, aber auch mit einem seltsamen Schlumpfchor für Verwirrung sorgt. Obwohl die Gitarren durchgehend braten, sorgt Sänger Chad Gray mit seiner Stimme für eine gewisse Wärme, und wer einen Bassisten wie Ryan Martinie in der Band hat, muss eh nichts fürchten.
30 Kommentare
Happy? und Determined sind auf jeden Fall schonmal fett.
joa. happy? klingt verdächtig nach metallica und determined is zu eintönig irgendwie, aber fett. könnte auch von nem beliebigen album einer beliebigen durchschnitts-metalband sein. die songs scheinen nicht mehr ganz so vertrackt zu sein wie auf den vorgängern. insgesamt kann man's hören. abwarten.
Das Album ist gut geworden. Mördertracks sind meiner Meinung nach: TV Radio, All That You Are, Happy? und Pushing Through. Kommt meines Erachtens nach aber nicht an den genialen Vorgänger ran.
1) Was weiss ich, wer hier irgendwo Metalcore erwaehnt hat.
2) Der Begriff geistert schon seit etlichen Jahren durch die "Szene", ich habe das sicherlich nicht erfunden. Da die von mir angesprochenen Bands aber tatsaechlich recht "mathematisch" ans Songwriting herangehen, finde ich ihn passend.
3) Ich meinte auch eher das Genre, in dem Mudvayne agieren, Meshuggah machen ja Techno Thrash(sorry ). TEOATC fand ich persoenlich wesentlich konventioneller.
Was darf ich mir unter mathematischem Songwriting vorstellen? Setzt sich da jemand hin und überlegt sich ein schöne Funktion im Frequenzraum, die dann das Lied darstellt oder wie? Und was unter einer Zeitsignatur (Den Begriff kenne ich nur aus der IT-Sicherheit)?
Ich denke er meint das verrückte Geaddel des Drummers, die irren Taktwechsel. Ob die jetzt wirklich Mathegenies sind und so ans Komponieren rangehen weiß ich nicht. Auf jeden Fall fällt am neuen Album schon mal negativ auf, daß Ryan Martinie weniger zu hören ist, schade. Das war bei den letzten beiden besser. Die waren auch insgesamt besser. Zumindest bis ich mich richtig reingehört hab ins neue. Das dauert bei Mudvayne schon 6-9 mal. Was aber kein schlechtes Zeichen ist.