laut.de-Kritik
Nach zwei seichten Platten wieder voll in der Spur.
Review von Kai ButterweckSeit dem 2008er Album "Lucky" wurden die so euphorisierenden Ecken und Kanten des Nada Surf-Sounds weitestgehend entfernt oder glatt geschliffen. Irgendwie schien die Luft raus zu sein. Umso schöner, dass sich das Indie-Trio anno 2012 wieder seiner Stärken aus den Anfangstagen besinnt und mit "The Stars Are Indifferent To Astronomy" die beiden doch eher seichten Vorgänger spielend leicht an die Wand drückt.
Es dauert kaum bis zum ersten Refrain von "Clear Eye Clouded Mind", da klatscht man schon begeistert in die Hände, ob der wiedergefundenen Geradlinigkeit des Dreiers aus New York. Wie oft wurde seitens der Anhängerschaft in der Vergangenheit geflucht, dass es die Band nicht schafft, ihren rohen Live-Sound auch ins Studio zu transportieren? Vergessen und vergeben.
Mit Doug Gillard (Guided By Voices) als unterstützenden zweiten Sechssaiter-Mann und erstmals seit "High/Low" wieder am Big Apple aufgenommen, funktioniert "TSAITA" als perfektes Bindeglied zwischen der schon fast in Vergessenheit geratenen Rotznäsigkeit der Anfangstage und Breitwand-Möglichkeiten der Neuzeit.
Mittendrin parkt Sänger Mathew Caws sein markantes Organ mit altbewährter Melancholie und schüttelt zudem eingängigste Melodien aus dem Ärmel, nach denen andere Combos ihr Leben lang vergeblich suchen. Dieses Talent, im Verbund mit Caws geschliffenen Stimmbändern, verschaffte Nada Surf schon seit jeher einen uneinholbaren Vorsprung im Rennen um den internationalen Heavyweight-Indie-Pop-Rock-Titel.
Passend zur musikalischen Wurzel-Besinnung schwelgt Caws auf Tracks wie "When I Was Young" oder "Teenage Dreams" in Jugenderinnerungen. Von Wehmut aber keine Spur, stattdessen schafft es der Sänger mit seiner unvergleichlich charmanten Stimmfarbe jedem noch so verblichenen Teenie-Flashback etwas Positives abzugewinnen.
Wenn die Zerrstufen etwas heruntergefahren werden und sich auf "Waiting For Something" und "Jules And Jim" die Harmonien fast schon überschlagen, löst der Sommer den Frühling ab und die Tristesse des Alltags löst sich in Luft auf. Danke dafür.
Richtig luftig und aufblühend wird es dann spätestens mit Über-Ohrwürmern wie "The Moon Is Calling" oder "Looking Through", zwei Paradebeispiele für einfachstes Songwriting mit nachhaltigster Wirkung. Mitten im Januar liefern Nada Surf das erste große Sommer-Album ab. Passt nicht? Und wie das passt!
4 Kommentare
Lucky? seicht?! Ich glaube hier spricht der Verfasser des Textes rein für sich selbst
Sehe ich genauso - Lucky war mindestens genauso großartig wie "Let go". Aber wie so oft - geschmackssache. Die neue Scheibe ist auf jeden Fall erste Kracher des Jahres und kaufenswert (als Vinyl).
ich fand, lucky hatte 2-3 sehr geile songs (waren die singles wenn ich mich nicht irre), während der rest nach einer woche vergessen war. zumindest bei mir. insofern muss ich definitiv mal ins neue album reinhören.
Mein lieber Herr Gesangsverein. Der Opener rockt ja wirklich ziemlich ordentlich. Sonst waren die mir immer zu seicht gewesen. Da muss ich auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren.