Die Wurzel von Yes Gottkomplex, Werbejingles von Josh Homme, Ushers Bekenntnisse und Goethes Erlkönig: Findet ihr alles in unserer Rückschau.
Konstanz (laut) - Ein bisschen Weltflucht kommt gerade recht? Finden wir auch, deswegen: Los, Rücksturz ins Jahr 2004! Es war die Zeit, in der wir noch dachten, der gerade frisch wiedergewählte Präsident sei das Schlimmste, das sie in den USA jemals ins Weiße Haus schicken könnten. Oh, wir wussten noch gar nichts. Rückblickend stellen wir fest: So übel war George W. Bush im Vergleich gar nicht. Ein Fazit, das sich auch über manchen Track aus jenen Tagen ziehen lässt. Beispiele? Na, bitteschön:
Es war keineswegs alles neu, im von Kanzler Gerhard Schröder soeben ausgerufenem "Jahr der Innovation", einiges aber doch: Britney Spears präsentierte der Welt nicht einen, sondern kurz hintereinander zwei Ehemänner, während ihr Ex Justin Timberlake der sportinteressierten Welt mehr von seiner Superbowl-Pausenprogramm-Duettpartnerin Janet Jackson zeigte, als manche*r zu sehen erwartet hätte. Die Öffentlichkeit schnappatmete, als hätte nie zuvor ein Mensch eine nackte weibliche Brust erblickt. Fortan sprachen zwar alle von "Garderobenfehlfunktionen", an den Song, den die beiden dabei zum Besten gaben, erinnert sich dagegen niemand mehr. Weswegen er in unserer Sammlung auch keine Rolle spielt. Sorry.
Wir haben aber allerlei anderes für euch. (Indie-)Rock feierte in den Nullerjahren fröhliche Urständ', weswegen das Genre gleich mehrfach vertreten ist. Wer es weniger gitarrenlastig mag, kann getrost ebenfalls reinschauen: Auch R'n'B und Hip Hop standen voll im Saft. Während sie in den USA längst den Cripwalk tanzten oder gleich übers Wasser gingen, Jesus-Style, reichte die hiesige Hood zwar noch bloß vom ersten bis zum sechzehnten Stock - aber es war ein Anfang.
So klingt 2004
Die Kolleg*innen vom Blender-Magazin sammelten anno 2004 übrigens in einer Liste die 50 scheußlichsten Songs aller Zeiten. Ein wahrhaft grausliges Ranking, triumphal angeführt von Starships schauderhaftem "We Built This City". Dem oder sonst einem Song aus diesen Top ... nein ... aus diesen Bottom 50 hier und heute zu begegnen, lauft ihr keinerlei Gefahr. Selbst dann nicht, wenn ihr euch in unserem Bestof2004-Radio bei laut.fm noch viel mehr Songs aus jenem Jahr zu Gemüte führt:
Erstens erschienen alle von der Blender-Redaktion seinerzeit geschmähten Titel mehr oder weniger deutlich vor 2004. Zweitens sind wir ja nett und haben für euch ausschließlich Perlen und Lieblingslieder gepickt: Enjoy!
6 Kommentare mit 7 Antworten, davon einer auf Unterseiten
Schwache Liste
wem die Liste (wie mir) nicht wirklich was gibt, hier ein paar andere lieder von 2004 –
A Girl Called Eddy – Life thru the same Lens
Badly Drawn Boy – Another Devil dies
Biffy Clyro – Wave upon Wave upon Wave
Dälek – Distorted Prose
Einstürzende Neubauten – Dead Friends (around the Corner)
Finntroll – Trollhammaren
Giant Sand – Classico
KVLR – Traitors and Thieves
Kante – Zombi
M83 – *
Manic Street Preachers – 1985
Maria Solheim – Too many Days
Mark Lanegan – Hit the City
Naked Lunch – God
PJ Harvey – Desperate Kingdom of Love
Secret Machines – First Wave Impact
Slut – Staggered and torn
Sophia – If a Change is gonna come
Squarepusher – Tetra-Sync
The Album Leaf – On your Way
The Beta Band – Liquid Bird
The Cure – The End of the World
The Libertines – Can't stand me now
The Soundtrack of our Lives – Bigtime
Tortoise – Crest
Zita Swoon – Intrigiue
Wer die Liste (wie ich) gar nicht erst durchgeklickt hat und wem die Liste von michaeljtr (wie mir) bei all ihren vielversprechenden Ansätzen nicht wirklich tief genug in die Nischen taucht bzw. dort die Kanten nicht wirklich ausleuchtet oder manchmal die schillernderen Perlen liegen ließ, hier ein paar meiner Lieblingslieder aus 2004:
Head Automatica - Please, Please, Please (Young Hollywood)
Isis - Grinning Mouths
N.E.R.D. - She wants to move
The Faint - Desperate Guys
Nils Petter Molvær - Solid Ether
The Dillinger Escape Plan - Baby's First Coffin
Mastodon - I am Ahab (eigtl. Megalodon, aber sers speedi again )
Amplifier - Airborne
Regina Spector - Sailor Song
Biffy Clyro - Only one word comes to mind
Pelican - March to the sea
Devotchka - The Enemy Guns
Bohren & der Club of Gore - Maximum Black
Archive - Fuck U
Neurosis - A Season In The Sky
Senser - The Brunt
Richard Cheese - Butterfly
Alter Bridge - Find the Real
Beastie Boys - Ch-check it out
Minús - Boys of Wintere
Clutch - Eulogy of a Ghost
Meshuggah - I
Cult of Luna - Into The Beyond
Kaada & Patton - Pitié pour mes larmes
Tom Waits - Shake it
Beatsteaks - Hand in Hand
Melissa Auf der Maur - I Need I Want I Will
The Blood Brothers - Crimes
Converge - You fail me
Aereogramme - The Unravelling
PJ Harvey - It's you
Sonic Youth - Unmade Bed
The Killers - Jenny was a friend of mine
Feist - Let it die
Crisis - Waking the Dead
...
...plus 1-2 Hand voll, die irgendwie als 1 ziemlich langer Song (= ganzes Albung) besser funktioniert haben als ihre ggf. z.T. separat veröffentlichten Teilausschnitte.
Nice Liste! A Season in the Sky, hui. ♥ Das Album war mein Einstieg in Neurosis. Hammer...
Danke für deine Liste! Kannte manches noch nicht, werd reinhören.
Solche Listen sind natürlich immer Geschmackssache – daher auch immer gut wenn mehrere Leute welche zusammenstellen
nicer trip down memory lane...
Raunchy - Watch Out
Megadeth - Blackmail the Universe
Dillinger Escape Plan - Setting Fire to sleeping Giants
Neurosis - Bridges
Mastodon - Island
Tarentel - We're the only Ghosts here
Giant Squid - Summit
The Haunted - My Shadow
Cult of Luna - Adrift
Elysian Fields - Passing on the Stairs
Finntroll - Hemkomst
Arcade Fire - Power Out
Björk - Triumph of a Heart
Meshuggah - I
Disillusion - Back to Times of Splendor
The Killers - All these Things that I’ve done
Joanna Newsom - Sprout and the Bean
Hiromi Uehara - Keytalk
Bohren & Der Club of Gore - Constant Fear
raunchy ♥
in der tat! danach waren sie nie wieder so gut :'(
Da isse wieder, die "Eye of every storm", und und und...
Ja, dein Kompliment oben kann ich nur so zurückgeben - wie ich es auch schon beim leichten Seitensticheln gegen michaeljtr gemeint hab - bei unseren Albeng-Überschneidungen ist dann meist auch die ganze Platte in meiner persönlichen Best Of 2004 und bei vielem davon (Bsp. Neurosis, Cult Of Luna, DEP) zumindest mir beinahe egal, welcher Song jetzt in einer unserer drei oder sonst irgendeiner Liste auftaucht, könnten genauso gut (beinahe) alle anderen der jeweiligen Scheibe sein...
...Arcade Fire hab ich halt zugegeben (wie z.B. auch Elysian Fields) 2004 noch nicht für mich entdeckt gehabt, Björk kam ich nach meinem zweitliebsten von ihr - Vespertine, #izkla - als Vorgänger halt überhaupt nicht gut rein in dem Jahr und tue mich bis heute unheimlich schwer mit dieser Platte (trotz chronischem Fanboytum im Endstadium) und auf Bohrens "Black Earth" ist "Constant Fear" eigentlich auch mein Lieblingssong, musste aber definitiv die Single nennen, da mich das Video dazu nach einer eigenen Bandprobe nachts um 3 auf VivaZwei (zufällig einmal dort und danach nie wieder jemals irgendwo im linearen Musikfernsehen gesehen) überhaupt erst zu dieser weiteren großen und mutmaßlich lebenslang anhaltenden Liebe geführt hat.
Raunchy muss ich wohl doch nachholen, wenn sogar der torqui drauf anspringt wie sonst vielleicht nur noch auf Stabbing Westward. Kannte und kenne von denen nur ein Stück von irgendeinem Skate-Sampler Mitte/Ende der 90er und das allein hat mich nie zum mehr von ihnen Anhören bewegen können.
Finde die Medulla auch relativ unhörbar, aber der Song ist ne Ausnahme, nicht nur weil er catchy ist, sondern vor allem wegen des brillanten Musikvideos (inkl. Spike Jonze Jodel-Gastauftritt!).
Bohren hab ich nem Mitschüler zu verdanken, der einerseits selbst den Weirdos (mir) fast schon zu weird war, aufgrund seines zuweilen schwarzen Humors und fehlender sozialer skills, der aber andererseits einen wunderbaren Kunstgeschmack mit morbiden Untertönen mitbrachte. Habe auch die Elysian Fields durch ihn kennengelernt, Passing on the Stairs war damals einer seiner Lieblingssongs. ♥ Beide Bands werden mein Leben lang einen speziellen Platz in meinem Herzen haben.
"Raunchy muss ich wohl doch nachholen"
-Schwer zu sagen ob deren Sound gut gealtert ist oder nicht (eher nicht, denke ich), aber gerade die Confusion Bay fährt selbst für die Anfang 2000er-dänische Modern Metal Szene einen e̶i̶g̶e̶n̶a̶r̶t̶i̶g̶e̶n̶ einzigartigen Sound auf. Plus, dass sie damals den besten Sänger hatten. Habe die Platte gestern nochmal quergehört; so richtig warm werde ich damit nicht mehr, zugegeben, aber ich verstehe, warum's mich vor zwanzig Jahren so fasziniert hat.
20x nymphetamine (overdose) von cradle of filth
try track four, 'coffin fodder'...it sounds horrible, but it's actually quite beautiful