Das Coachella setzt trotz hoher Infektionszahlen in den USA auf Eigenverantwortung. Und die deutschen Festivalbetreiber?

Indio (jah) - Zwei Jahre lang stand das Festivalleben weltweit still. Doch im Sommer 2022 kommen viele Open Airs endlich zurück. Auch das Coachella Valley Music and Arts Festival in Indio, Kalifornien öffnet im April voraussichtlich für rund 250.000 Leute wieder die Tore – auch ohne Impfnachweis oder negativen Test und Masken.

All diese Maßnahmen werden laut Veranstaltern weder vorausgesetzt noch kontrolliert. Auf der Website des Festivals heißt es: "Mit dem Betreten des Festivals übernehmen die Teilnehmer freiwillig alle Risiken im Zusammenhang mit dem Kontakt zu COVID-19." Gleich unter dem Absatz, der darauf hinweist, wie extrem ansteckend und gefährlich das Virus doch ist. Für das Country-Festival Stagecoach, das ebenfalls von Goldenvoice veranstaltet wird, gelten dieselben Maßnahmen. Die Verantwortlichen gaben jedoch auch bekannt, Coachella werde im Einklang mit den zum Zeitpunkt des Festivals geltenden Gesundheitsrichtlinien stattfinden. Die aktuellen Regeln könnten sich daher kurzfristig noch ändern.

Vorsichtiger Optimismus in Deutschland

Auch in Deutschland sind für dieses Jahr Festivals wie das Southside, Deichbrand oder Rock am Ring wieder angesetzt. Die Veranstalter zeigten sich bereits optimistisch, dass diese auch wirklich stattfinden können. Welche genauen Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gelten werden, ist jedoch noch nicht absehbar. Das Vorbild Coachella finden Veranstalter jedenfalls nicht abwegig: "Das ist die absolut richtige Entscheidung des Coachella Festivals und ich hoffe sehr, wir werden auf unseren Festivals im Sommer die gleiche Situation vorfinden", sagte Intendant Ewald Tatar vom österreichischen Nova Rock heute gegenüber laut.de. Dort treten Mitte Juni u.a. Deichkind, Muse und die Foo Fighters auf.

Maifeld Derby-Veranstalter Timo Kumpf zeigte sich hingegen etwas vorsichtiger und erklärte, Tests und Impfnachweise würden auch in vier Monaten noch vernünftig sein. "Von daher kann ich mir auch unabhängig von den Verordnungen nicht vorstellen, darauf gänzlich zu verzichten." Eine Reduzierung der Besucherzahlen kommt für die meisten Festivalbetreiber nicht in Frage. Ein Festival mit reduzierter Besucherzahl wäre keinesfalls wirtschaftlich, zitierte die Süddeutsche Zeitung Ende Januar Jonas Rohde, Sprecher des Festivalveranstalters FKP Scorpio (Southside/Hurricane). Insgesamt sei die Livebranche darauf angewiesen, möglichst schnell in einen Normalbetrieb zurückzufinden.

Man brauche dringend "ein volles Haus"

Das gilt nicht nur für Festivals: auch der Kölner Lanxess-Arena-Chef Stefan Löcher äußert sich mit Blick auf die zugelassene Kapazität von maximal 4.000 Zuschauern bei den kommenden drei Genesis-Shows heute in der Bild kritisch: Hier brauche man dringend "ein volles Haus".

Wie sich die Regelungen entwickeln, könnte sich unter anderem beim heutigen Bund-Länder-Treffen entscheiden. Die deutsche Messe- und Veranstaltungsbranche verlangte im Voraus eine "sofortige und vollständige Öffnung" sowie das Ende aller Coronaauflagen. Lockerungen sind durchaus abzusehen, wie tiefgreifend diese jedoch sein werden, bleibt abzuwarten. Dass auch die deutschen Festivals unter denselben Maßnahmen wie Coachella stattfinden könnten, ist jedoch nicht unwahrscheinlich. Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, erklärte auf spiegel.de: "Wer ein Konzert oder eine Veranstaltung besuchen will, muss künftig selbst bestimmen, ob er das Risiko einer Infektion zu tragen bereit ist."

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