Nach ihrem Debütalbum feierte sie die halbe Welt als Retter der Rockmusik. Wie keine andere Band stehen die Strokes für den Zeitgeist der Nullerjahre.
New York (laut) - "Dass die Strokes auf Dauer größer werden als Oasis oder die Stones darf durchaus bezweifelt werden", orakelten wir 2001 in der Review zu "Is This It" grünschnabelig. Denn der Hype um die New Yorker war schon kurz vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums größer als mindestens alles bisher Erlebte. In die Lücke zwischen sentimentaler Gitarrenmusik à la Coldplay/Travis und der bereits abebbenden Nu-Metal-Welle stieß plötzlich schrammeliger Retro-Rock der Marke Velvet Underground, vorgetragen von fünf saucoolen Typen in Lederjacken.
22 Jahre später bleibt festzuhalten: Die 90s-Helden von Oasis haben die Strokes schon lange überlebt, für die Stones spielten sie schon früh die Vorgruppe und trotz der Last eines überlebensgroßen Debütalbums ist die Gruppe bis heute in ihrer Originalbesetzung aktiv. Mehr noch: Sie entwickelte ihren Sound über all die Jahre stetig und mutig weiter, ohne ihm die spezielle Form von Coldplay'schem Größenwahn zu injizieren.
Mit dem Boxset "The Singles - Vol. 1", das zehn 7"-Singles mit Hits, Fan-Favoriten und Raritäten versammelt, erscheint heute ein Schaffensüberblick der Frühphase, die zahlreichen Karrieren von den Libertines bis zu den Arctic Monkeys einen mächtigen Schub verliehen hat. Längst zur Fan-Trivia gehört beispielsweise die Anekdote, dass der Band bei ihrer London-Show im Jahr 2003 Pete Doherty und der 17-jährige Alex Turner zujubelten.
Zwei Jahre zuvor debütierten die Strokes in der britischen Metropole bei den NME Awards, damals noch als Opener für die arrivierten Acts Peaches, Rocket From The Crypt und And You Will Know Us By The Trail Of Dead. Die Karrierekurve ging jedoch von Tag eins an steil nach oben: Schon im Folgejahr hatten die New Yorker Mick Jagger an der Strippe, der sie als Tour-Support in die großen Stadien der Welt einlud. Von daher verständlich, dass dem Stones-Boss einige Jahre später extrem missfiel, als Drummer Fab Moretti die Stones in unserem Interview als "alte Männer, die versuchen, junge Kerle zu sein" disste. Eine Aussage, die sich aufgrund ihrer Klarheit offenbar bis weit in den englischen Sprachraum hinein verbreitete. Vom jungen Noel Gallagher kam dagegen bereits 2001 die Ehrerweisung, die Strokes seien die "Retter des Rock".
Es wäre allerdings zu kurz gegriffen, beim Einfluss der Gruppe nur die offensichtlichen Alternative-Rock-Bands der Nullerjahre aufzuzählen. Popstars wie Adele, Clairo und HAIM zählen ebenso zu den Bewunderinnen der New Yorker wie Billie Eilish. Die 21-Jährige bezeichnete Sänger und Texter Julian Casablancas in der New York Times als "Genie" und lobte das aktuelle Allbum "The New Abnormal", auf dem "jeder Song gut" sei.
7 Kommentare mit einer Antwort, davon 6 auf Unterseiten
Schöne Liste, in der es natürlich schwierig ist, den einen Granatensong höher einzustufen, als den anderen. Persönlich vermisse ich "Barely Legal", aber der flog wohl eh schon immer etwas unter dem Radar.
Das ist tatsächlich auch entschiedenster Abweichler gegenüber der Liste, mit der ich ansonsten erstaunlich flächendeckend einverstanden bin, wobei ich bzgl ihres Kataloges zugegeben auch Lücken habe.
So semispontan bei mir etwa:
1. Hard To Explain
2. Someday
3. Ize Of The World
4. Reptilia
5. Baerely Legal
6. Taken For A Fool
7. Welcome To Japan
8. Heart In A Cage
9. Vision Of Division
10. Last Night
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