Ein Untergrund-Rap-Fest mit einzigartigem Line-Up: Initiator Maximilian Schneider-Ludorff erzählt, wie alles kam, unsere Galerie zeigt, wie es aussah.

Wiesbaden (liw) - Zum fünften Mal nahm am Wochenende im Schlachthof in Wiesbaden die Tapefabrik die Produktion auf. Die Veranstalter versammelten dort auch dieses Jahr wieder sämtliche Hip Hop-Swagger.

Neben Untergrund-Größen wie Aphroe, Lakmann, Mach One, 58 Muzik und Prezident, gab sich in diesem Jahr auch Babo Haftbefehl die Ehre. Dass der nicht als Headliner, sondern noch getoppt von den Spezializtz spielt, liefert einen Grund dafür, dass wir die Tapefabrik für etwas ganz Besonderes halten, und einen willkommenen Anlass, um bei Gründer Maximilian Schneider-Ludorff näher nachzufragen.

Erst kucken wir aber noch, wie das so aussah, bei der ...

... Tapefabrik Nr. 5

Was war die Grundidee?

Maximilian: Wir waren früher schon bei anderen Festivals beteiligt, die größtenteils Alternative Rock und Metal veranstaltet haben. Ich war als Helfer, Praktikant und Auszubildender dabei und hatte dann Lust, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Das war der Zeitpunkt, in dem der Untergrund-Hip Hop ein bisschen mehr hoch kam und in den Vordergrund gerückt ist. Wir wollten dem Ganzen eine Plattform bieten. Wir hatten das Gefühl, dass es zwar einzelne Konzerte gibt, aber kein Festival zu diesem Thema. Unsere Grundidee war einfach, den Untergrund-Hip Hop in Deutschland, den man so sieht und kennt, auf die Bühne zu bringen und möglichst viele von den Artists zu vereinen.

Wieso Untergrund-Hip Hop?

Ich habe früher selbst Musik gemacht. Auch Rap. Paranoid Media heißt die Crew. Wir wollten mit der Tapefabrik die Musik, die wir selbst gut finden und hören, auf die Bühne bringen.

Mit all den Oldschoolern, die auf anderen Hip Hop-Festivals gar nicht mehr vertreten sind, habt ihr schon ein einzigartiges Line-Up. Hast du da eine Philosophie?

Absolut. Fast jeder in unserem Team ist Hip Hop-Fan und das schon seit zehn/zwölf Jahren. Da versucht man auf der einen Seite, die alten Helden, die man früher gefeiert und schon ewig nicht mehr gesehen hat, zusammenzubringen mit dem, das gerade aktuell und fresh ist. Wenn wir uns einen Künstler anschauen und überlegen, ob er für uns interessant ist, muss er immer sowohl ein gewisses Understatement und Aussage haben als auch cool und fresh sein. Wenn man sich so alte Helden anschaut, wie Aphroe, dann ist der deshalb interessant, weil er sowohl zu alten Riege gehört, als auch aktuell noch Musik macht und Sachen veröffentlicht. Das gleiche gilt für Lakmann und Witten Untouchable, weil er zu den Klassikern gehört und aktuell trotzdem noch mit neuen Sachen am Start ist.

Die Chartstürmer fragt ihr gar nicht erst an?

Wir fragen die Künstler grundsätzlich nicht nach ihrem Erfolgsgrad an. Kein Künstler, den wir im Line-Up haben, ist dort aufgrund seines kommerziellen Erfolgs, sondern aufgrund seiner Position in der Szene und seiner Musik.

Wie lief das erste Festival und was hat sich seitdem verändert?

Die erste Tapefabrik war noch in Limburg, also hier in der Nähe, und eigentlich als schönes Abendkonzert mit 300 Besuchern und fünf Künstlern geplant. Dann kamen aber 900 und wir haben gemerkt: Krass, es gibt noch mehr Leute, die das sehen wollen und sich dafür interessieren. Und wir haben so viele Künstler, die wir gerne dabei haben wollen, das kriegen wir nicht auf einem Konzert mit allen hin. Deswegen sind wir zum Schlachthof Wiesbaden gegangen, mit zwei Bühnen und 40 Künstlern. Wir wollten möglichst alles holen, das wir an Deutschrap geil fanden. Das haben wir auch gemacht, hatten danach aber immer noch doppelt so viele Künstler übrig, die wir nicht buchen konnten. Das Jahr drauf haben wir es also noch größer gemacht. Da kamen dann 1200 bis 1800 Leute, und bei der letzten Edition, der Tapefabrik #4, wars ja direkt ausverkauft. Der Schritt zu diesem Jahr war also auch wieder klar. Jetzt haben wir noch eine dritte Bühne und größere Headliner dabei.

Wo wollt ihr mit der Tapefabrik hin? Soll die weiter eher ein Szene-Geheimtipp bleiben oder wachsen und immer kommerzieller werden? Schließt sich irgendwann ja gegenseitig aus ...

Wir stoßen hier jetzt an unsere Grenzen. Es ist ausverkauft, und mehr Leute können jetzt nicht mehr in die Halle. Wir haben uns natürlich schon Gedanken gemacht, wie wir das weiter ausbauen. Deshalb geben wir heute bekannt, dass wir am 28. März auch eine Tapefabrik in München im Feierwerk machen und am 15. Mai nochmal in Berlin in der Astra-Halle. Das war der logischste Schritt. 30 Prozent unserer Besucher sind aus Bayern und mindestens ebenso viele aus Berlin und Brandenburg. Wir mussten darüber nachdenken, was wir machen können, wenn wir nicht die Location hier wechseln wollen. Also veranstalten wir die Tapefabrik in verschiedenen Städten. Es gibt Acts, die nehmen wir in jede Stadt mit, und Acts, die dann in den jeweiligen Städten dazukommen. In München dann ein paar Münchener Locals und ein paar alte Helden, und in Berlin das gleiche mit Berlinern.

Gibts inzwischen schon Trittbrettfahrer oder Konkurrenz, die ein ähnliches Konzept fahren?

Es gibt natürlich das "Mile of Style" in Norddeutschland, das kann man aber nicht als Trittbrettfahrer bezeichnen, weil die relativ zeitgleich mit uns angefangen haben und auch noch ein bisschen mehr auf den Mainstream setzen. Mit denen sind wir befreundet und die kommen heute Abend auch alle vorbei. Mit denen ist das cool. Aber natürlich gibt es inzwischen auch Leute, die das gleiche Konzept fahren – ob sie sich das von uns abschauen oder nicht – und diese Konkurrenz tut uns zum Teil auch weh. Es gibt Fetsivals, die versuchen ein ähnliches Line-Up zu fahren, und um so weniger man einzigartig ist, desto schwerer wird es auch, durchzuhalten. Wenn die Tapefabrik einmal zu wenig Besucher hat, dann wars die letzte, weil wir nie auf Gewinnerwartung ausgelegt waren. Aber wir versuchen, durchzuhalten.

Was bedeutet dir die Tapefabrik?

Wir haben das Ganze gemacht, weil wir dachten: So ist es schön. Es ist schön, diese Bands zu haben, eine Veranstaltung zu haben, die ein Bühnenbild macht, wo Merch verkauft wird, der selbstgemacht und selbstgenäht ist. Wir haben überall versucht, alles nach unseren Maßstäben richtig zu machen. Es ist schön, nach all den Jahren zu merken, dass die Leute das genauso geil finden. Wir haben Besucher, die sagen: Ich geh' zur Tapefabrik und nicht zum Konzert von XY oder, um einen bestimmten Headliner zu sehen, sondern wegen dem Festival. Weil die Jungs und Mädels das so machen, wie sies machen. Dass wir einen Maßstab angelegt haben, für uns persönlich, und Fans das respektieren und wahrnehmen und uns auch deswegen unterstützen, ist eine super schöne Sache. Und auch der Grund dafür, dass wir weitermachen wollen.

Fotos

Haftbefehl und Zugezogen Maskulin

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