laut.de-Kritik
Jazz, Reggae und Funk - ein Mixtape der alten Schule.
Review von Sebastian FuchsSeit den 80er Jahren sind DJ E.A.S.E. alias George Evelyn und Kevin Haper als DJs und Remixer in Hip Hop - Projekten aktiv, bevor sie mit Nightmares On Wax 1990 eine dauerhafte Konstellation fanden, die seitdem mit sphärischen Downbeat - Platten Fans und Kritiker beglückt.
"My Definition" ist eine neue Complation-Reihe, auf der Künstler ihre Favoriten und musikalischen Einflüsse ungehemmt zitieren können, eine Art Mixtape also, wie es das Cover schon andeutet. Auf "Volume 1" führt uns George Evelyn zurück in die 80er, dazu bedient er sich beim Rap der alten Schule, Jazz, Reggae und Funk. Diese schwitzende, erdige und tanzbare Platte zwischen alten Größen und aufstrebenden Neulingen des "Biz" macht zum einen den musikalischen Referenzboden für Nightmares On Wax mehr als deutlich, zum anderen einfach nur Spaß!
Los geht's mit kitschigem Nacht-Bar-Soul mit Geigen und Falsett von "Paris", anschließend winkt Billy Wright mit einem Remix von "Summer Love" entspannt um die Ecke. Das EFX zeigen mit eloquenten Flows den Chart Rappern von heute, wie heiß der Scheiß damals wirklich war, Suede und Cheeba von Camp Lo kommen mit astreinem Storytelling-Rap der frühen Sorte an den Start. Ihr "Black Nostaljack aka Come on" ist stark von Jazz und Funk geprägt.
Von New York aus geht die musikalische Reise weiter nach Polen, wo "Tona" beweisen, dass sich ihre Sprache mit zeitgenössischen Beats und Geigen unterlegt ziemlich geschmeidig anhört. "Going Home" von Black Grass aus Brighton hangelt sich mit starkem Soul-Gesang an einem stoischen Bass-Thema entlang, Blade bellt mit "Lyircal Maniac" staubtrockene Punchlines heraus.
Lässiger Reggae von "Nextmen", zwei weißen DJs aus London ist ebenso vertreten wie The Equals aus dem England der 60er. Ihre gesungen Zugsignale bei "Funky Like A Train" leiten ein geiles Funk-Teil ein, sing-schreiende Männer inklusive. "Get Your Hands Up In The Air" von den Leisure Allstars vom Leisure Records Label ist ein weiterer Höhepunkt auf "My Definition": Es kickt mit schrägen Bläsern, hohem Funk-Gesang und einem Rhythmus, der eine Energie und Tanzlust versprüht, die im Hip Hop-Geschäft heute oft seinesgleichen sucht. Pablo schwitzt bei "Roll Car" schwüle Südstaaten-Hitze aus, bevor DJ E.A.S.E. seine Nabelschau mit den "Crusaders", die mit ihrem verspielten Instrumental-Funk mit Orgel auf "Don't Let It Get You Down"schon in den 70ern aktiv waren, beendet.
"My Definition Vol. 1" macht klar, was man bei einigen seichten R'n'B Stücken aus dem Radio heutzutage manchmal vergisst: Wie aufregend, sexy, tief, tanzbar und treibend Rap, Funk und Soul sein kann. Spaß- wie Realness-Faktor gleichermaßen hoch!
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