laut.de-Kritik
Geheime Liebschaft in der Großstadt.
Review von Maximilian Fritz"Nobody Has To Know" markiert bereits das neunte Studioalbum in Onras Laufbahn und thematisiert eine geheime Liebesaffäre. In puncto Produktion bleibt der Franzose seinem bewährten Konzept treu: Als Grundlage seiner Tracks dienen Samples, die er mit dem MPC zu einem stimmigen Ganzen eint. Die Basis für sein neuestes Werk liefern dieses Mal Soul- und Funk-Samples aus den späten Achtzigern und Neunzigern. Stichwort: Future Funk.
Und was soll man sagen: Kaum einmal trifft der Begriff des Konzeptalbums derart ins Schwarze wie in diesem Fall. "Nobody Has To Know" ist von der ersten bis zur letzten Sekunde ein ungemein immersives Hörerlebnis, das vor dem geistigen Auge die Neonreklamen der Großstädte vergangener Dekaden aufflackern lässt.
Stets getragen von angenehm luftigen Snares und zuckersüßen Synthesizern, fügen sich die Tracks zu einem homogenen Klangteppich zusammen, der es schwer macht, Highlights herauszuheben.
Den Übergang vom mysteriösen "Prelude" zu "Secretly" untermalen Regengeräusche und das Hupen des urbanen Straßenverkehrs. Im gemächlichen, aber niemals sedierenden Tempo setzen sich die Stücke dann in Bewegung.
Dabei greift Onra auf eine Vielzahl an Vocals zurück, die die Melodien perfekt ergänzen. Am besten funktioniert diese Fusion in "Love Triangle", das das Dilemma einer Dreiecksbeziehung mit Saxophon-Samples garniert.
Die Vorab-Single "No Question" lebt von virtuosen, unruhigen Synthesizer-Parts, die vom Gastmusiker Pomrad eingespielt wurden. Auf "Wish I Could" setzt Onra ein weibliches Vocalsample im Retro-R'n'B-Stil ein.
Die Anfangseuphorie der geheimen Liebschaft wandelt sich aber mit zunehmender Länge immer mehr ins Gegenteil: "Your love's like a hurricane", heißt es auf "Freak" zu abermals verspielten Saxophon-Klängen, das "I gave myself to you"-Sample auf "Not Long Ago" wirkt wie eine bedauernswerte Offenbarung.
Kaum zu glauben, dass Onra dieses trotz der Samples doch eher non-verbale Storytelling in nur 32 Minuten Laufzeit abfrühstückt. Seine skizzenhaften Tracks vergehen wie im Flug und sind in typischer Instrumental-Hip Hop-Manier äußerst prägnant und kurz gehalten. Kaum ein Stück überschreitet die Dauer von drei Minuten, was Abnutzungserscheinungen aber effektiv vorbeugt und das Album als Gesamtkunstwerk mit authentischem DIY-Charakter auszeichnet.
1 Kommentar
Ach stimmt, den gibts ja auch noch. Die Chinoiseries 1 & 2 fand ich super, Nr. 3 ist völlig an mir vorbei gegangen, muss ich mal nachholen. Das hier ließt sich auch vielversprechend, "No Question" ist mir spontan aber ne Spur zu stressig. Vielleicht hör ich die Tage mal rein...