laut.de-Kritik
Abenteuerliches Hörerlebnis mit ethnischen Einflüssen.
Review von Michaela PutzWegen des Soundtracks zu "Fluch der Karibik 2" hat Hollywood wieder einmal an Hans Zimmers Tür geklingelt. Der in Frankfurt geborene und in Los Angeles lebende Komponist ist eine der gefragtesten Anlaufstellen, wenn es um die musikalische Untermalung spektakulärer Leinwandepen geht. Auch die filmische Fortsetzung der Geschichte um den abenteuerlichen Piraten Captain Jack Sparrow setzte der Oscar-Preisträger gewohnt bombastisch um. An seiner Seite waren sieben weitere Komponisten an der Produktion beteiligt.
Wie die meisten Soundtracks aus der Feder Hans "Long John" Zimmers ist auch dieser eine großteils opulente orchestrale Vertonung des Filmplots. Die Stücke auf der Scheibe bauen sich zu Klanggewittern auf, die immer wieder mit zarten und sanften Momenten und ethnischen musikalischen Einflüssen aufgelockert werden, um dann mit noch größerer Wucht über den Hörer hereinzubrechen. "Der Kraken" ist ein Exempel dafür, wie Zimmer mit dem Orchester schön langsam ein bedrohliches klangliches Szenario zusammenbraut, das mit donnernden Trommeln und archaischen Rufen seinen Höhepunkt erreicht. Ist die Gefahr gebannt, bildet sich der Sturm zurück, um dann mit einer epischen Melodie auszuklingen.
Zwischen den typischen Orchesterinstrumenten spielt Zimmer auch gerne mit den musikalischen und instrumentalen Einflüssen anderer Kulturen. Oder er schafft unheimliche und düstere Klangwelten mit atmosphärischer Instrumentierung. Einmal stimmen scheinbar weit entfernt Männerchöre einen Gesang an, der an den gregorianischen Choral angelehnt ist. "Das Essen Ist Fertig" leitet ein exotisch anmutendes Frauensummen ein, das in einen feierlichen Walzer übergeht und wohl zu einem feinen und noblen Dinner einlädt.
"Davy Jones" beginnt mit den Klängen einer Spieluhr, die das Lied auch ausklingen lässt. "Tia Dalma" ist wiederum sehr zurückhaltend im Ausdruck mit seinen vorsichtigen Streichern und dem Glockenspiel. "2 Hornpipes (Tortuga)" versetzt den Hörer mitten in ein traditionelles irisches Fest und strahlt mitreißende Fröhlichkeit aus. Die nur kurz währt, denn bei "Familienbande" dominiert ein bedrohliches Ambiente, das in melancholische Töne übergeht. Mit den letzten drei regulären Tracks klingt die musikalische Reise durch die Karibik wieder monumental und episch aus.
Unklar ist mir, wie sich der Bonustitel auf diesen Soundtrack verirrt hat. Der nimmt den Hörer eher in einen Raver-Tempel mit als auf eine abenteuerliche Fahrt über den karibischen Ozean auf den Spuren Jack Sparrows. Der elektronische Remix passt nicht wirklich zum Konzept der Scheibe. Die restlichen elf Stücke entführen jedoch für kurze Zeit in fremde Welten und sorgen für ein abenteuerliches Hörerlebnis.
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