laut.de-Kritik
Klare Stimmen treffen auf klangvolle Instrumentals.
Review von Robin SchmidtIm Hause Life Is Pain hat man die Zeichen der Zeit erkannt. Ein Großteil der sogenannten Millenials konsumiert Inhalte über die visuelle Schiene. Die Generation Y will Bewegtbilder? Kein Problem! PA Sports & Kianush geben dir was auf die Augen. So drehten sie im Rahmen der Fortsetzung von "Desperadoz" gleich sechs Videos.
Sie hätten auch zu allen 15 Anspielstationen einen Clip veröffentlichen können, denn die beiden feuern durch die Bank weg ohne nachzuladen in die Gehörgänge. Klare, ausdrucksstarke Stimmen treffen auf teilweise raue, aber dennoch klangvolle Instrumentals, die keinen aktuellen musikalischen Hypes hinterherlaufen. PA Sports bringt es schon im "Intro" auf den Punkt: "Hier geht's um Rap und nicht um Choreographien / 2017 – jeder Hurensohn hat Melodien".
Die Kritik an der Entwicklung von Rap zieht sich gleichermaßen durch die Platte wie die Begeisterung für selbigen seit Kindestagen. So fragt PA in "Back To The Roots": "Was kommt als nächstes? Wollt ihr Ghettoplatten auf Techno knallen?" Im Gegensatz dazu loben Kianush & PA Sports aber auch immer wieder Vorbilder wie Dr. Dre, Snoop Dogg oder sogar Michael Jackson ("Träne").
Die beiden "Headbanger" fliegen über die allgemeine Rap-History ("Es fing an mit 90er-Rapflows und Doubletimes"), definieren dabei aber auch ihren eigenen Status in der Szene ("Diese zwei Bären machen aus Rap eine Fleischtheke"). Um den Realtalk-Representern der LP über diese Zeilen hinaus genügend Wertschätzung zu verleihen, fahren PA & Kianush technisch verschiedene Geschütze aus dem Rap-Waffenarsenal auf. Energiegeladene Flows ("Escalade2), die häufig aus Doubletime-Salven ("Ratten II") bestehen gemischt mit Punchlines, die zwar lyrisch anspruchsvoll, aber leicht aufzunehmen sind – neudeutsch: Desperadoz II ist on point.
Für grundlegende Dynamik stehen auch die vielen Bridges, die die beiden immer wieder zwischen Vers und Hook einstreuen. Einzig mehr Variation untereinander hätte in den Strophen für noch mehr Lebendigkeit gesorgt. So läuft wirklich jeder Song nach demselben Muster: PA Strophe eins, Kianush Strophe zwei – oder umgekehrt.
Dennoch: Dieses Duo beherrscht sein Handwerk und agiert dabei auf Augenhöhe. Die Gesangs-Hooks übernimmt in der Regel Kianush, der dabei auch fast gänzlich ohne Autotune auskommt. Kianush ist es auch, dessen partiell kratzige Stimme, zeitweise an KC Rebell erinnert und der ein oder andere sich fragen könnte, ob das Ganze nicht doch die Weiterführung von SAW ist.
"Aber hier kommen die Desperadoz", die gemäß ihrer ersten Platte auch Storyteller im Repertoire haben. Reflektiert bereuen sie in "Paradies" das ein oder andere Vergehen aus ihrer Vergangenheit und schaffen darüber hinaus eine Einordnung ins Erwachsenen-Alter. Zum "Mörder" avancieren die beiden, wenn jemand ihren Frauen oder ihren Familien etwas antut.
Ghana Beats, Joshimixu, Deats & Co. kreieren zu jeder Stimmung das passende Soundbild: mal wüst und düster, mal euphorisch, mal nachdenklich. "Alles Gegeben" ist ein Beat, der mit einem Salsa-Sample ein wenig aus der Reihe tanzt. Und "Headbanger" erinnert stark an die 4Blocks-Titelmelodie.
Im zuletzt genannten Track beschreibt Kianush dann auch selbst, wie er "Desperadoz II" einschätzt: "Diese Platte ist Classic wie Boyz-N-The-Hood und Menace". Die Voraussetzungen dafür haben PA Sports & Kianush allemal geschaffen.
9 Kommentare mit 5 Antworten
4 Punkte für PA. Witz des Tages.
ok.
Wer das Album wirklich gehört hat muss zugeben, dass das Album wirklich krass ist, die Beats hämmern richtig rein (Zum Beispiel Hardcore/Back to the Roots/10 Millionen) und die Hooks sind echt On Point (Headbanger/Unfair). Endlich mal wieder ein Album, was in die Fresse geht.
Pa, Sinnbild für alles was im deutschen Rap falsch läuft. Fehlendes Talent wird durch Ego ersetzt.
schon scheiße, son Selbstbewusstsein.
Lieber mit Tüte aufn Kopp über Holunderblüten flexön
Bei der Körpergröße nennt man das Napoleon-Komplex. Richtiger Lackaffe, der Typ.
PA ist der erste Schlumpf der bei laut.de 4 Punkte bekommt.
pa zu haten ist schonmal aufgrund seiner aussagen in der vergangenheit käse. die musikalische entwicklung hat mir zuletzt nicht mehr gefallen, was vor allem daran lag das gjana keine beats mehr schraubt. denk mal ich werde das teil trotzdem noch supporten. kommt zeit kommt rat
Lohnt, kein Überalbum, aber die beiden harmonieren gut, mal mit Druck, mal relaxter. Beattechnisch mit einigen schönen Momenten, paar gute Tracks, einiges Stückwerk, ja dennoch insgesamt durchaus angenehm solide
Läuft immer noch gerne und beweist somit gute Haltbarkeit