laut.de-Kritik
Die australischen Schützlinge von Walter Schreifels.
Review von Andreas DittmannWenn man einen Mentor wie Walter Schreifels hat, kann eigentlich gar nichts schief gehen, oder? Korrekt. Ebenjener Vater des Post-Hardcores beaufsichtigte die Aufnahmen des Debüts von Paper Arms 2010. Drei Jahre später steht das zweite Album der Australier an - und Schreifels ist immer noch überall zu spüren, auch wenn er körperlich bei Aufnahmen nicht anwesend war.
Denn "The Smoke Will Clear" nimmt einen tiefen Zug aus der Plattensammlung und atmet neben Rival Schools, Quicksand und Gorilla Biscuits auch Hot Water Music ein. Damit gehen sie in die gleiche Richtung, in die auch ihre Brüder im Geiste (Make Do And Mend oder Title Fight) seit ein paar Jahren erfolgreich gehen. Das ist in erster Linie eins: großartig, weil es ehrliche, bodenständige und handfeste Musik ist, voller Ecken, Kanten und rauen Stellen.
Josh Mann singt so heiser wie Chris Wollard und schwingt sich auf Schreifelsche Melodiebögen. Dann krächzt und keift er, trifft fast die Töne nicht. Aber nur fast. Dabei trägt er seine ehrlichen Texte so leidenschaftlich vor, dass es manchmal weh tut. "The world won't bend for dreamers / And broken hearts are fuel for all the scheemers / When numbers matters more", jammert er in "14 Days".
Zwar behauptet er in "Bright Lights": "I may be an Optimist", doch zwei Zeilen später gibt er zu: "And it just kills me / To think that growing up / Means throwing the fight". Da sollte jemand dringend Frank Turner hören!
Auch wenn die Texte manchmal sehr düster und nachdenklich sind, sprühen die Riffs und Melodien geradezu vor Energie. Die leicht angezerrten Gitarren gehen mal Richtung Gaslight Anthems erstes Album, dann wieder zurück zu Hot Water Music. Eng verzahnt wechseln sie sich in der Melodieführung ab und tänzeln locker um die solide Grundmauer von Bass und Schlagzeug.
"Choke" zieht sich kurz träge, bricht dann aus und galoppiert wild im Punk-Rhythmus davon. Der großartige Opener "Tanks Of Dust" lässt Josh Mann zuerst über eine einzelne Gitarre keifen, bevor die ganze Band einsetzt und gewaltig nach vorne geht. "Tense" kommt dafür entspannt und locker groovend daher. Bei allen Songs merkt man die große Spielfreude.
"The Heart Within" startet schnell und kratzbürstig, drosselt aber am Ende stark das Tempo und schickt den Hörer entspannt und langsam aus der Platte. Und nebenbei: Dieses Mal ist 'Platte' nicht nur ein Synonym für 'Album' - "The Smoke Will Clear" erscheint neben dem Download nur auf goldenem Vinyl. Eine echte goldene Schallplatte hätten die Paper Arms definitiv auch verdient.
1 Kommentar
Was für eine amtliche Produkion und dann noch ganz ohne Aussetzer...der prachtvolle Musikernachwuchs aus Down Under zeigt sich von seiner besten Seite. Auch wenn die Vorbilder immer spürbar mitschwingen, so bringt die Energie und das Können ein neues Level! Ein Geheimtipp vielleicht aber nach den ersten Takten gehören Sie zu den Großen.