laut.de-Kritik
Macht den Big Four des deutschen Thrash Konkurrenz.
Review von Michael EdeleWenn ich "Tales Of The Weird" nicht schon rechtzeitig bekommen hätte und dadurch noch mit in meine Jahrescharts aufnehmen konnte - ich wäre ganz schön angepisst gewesen! Die Scheibe ist einfach bärenstark und Fronter Charly Steinhauer hat in letzter Zeit schon wieder so viel Scheiße durchmachen müssen, dass er jeder Aufmunterung verdient hat.
Aber das auch vollkommen zu Recht, denn "Tales Of The Weird" überzeugt von vorne bis hinten. Es gibt wohl nur einen wirklichen Grund, warum Paradox nicht in einem Atemzug mit den Big Four der deutschen Thrash-Szene genannt werden: Sie nehmen sie sich immer wieder lange Auszeiten. An den Melodien kann es eigentlich nicht liegen, denn sie gehen mit einem Verständnis an ihre Songs heran, das selbst Kreator mit Sami als Gitarrist noch nicht erreicht haben.
Charly hat sich mit dem Obscura-Gitarristen Christian Münzer zudem nicht nur einen Techniker vor dem Herrn, sondern auch einen Mann mit einem ausgesprochenen Feeling an die Leadgitarre geholt. Auf das Songwriting hatte Christian indes noch keinen Einfluss und so ist auch das im Metallica-Style gehaltene Intro zum Titeltrack allein auf Charlys Mist gewachsen.
Nahtlos fliegt einem "Day Of Judgement" um die Ohren, eine typische Paradox-Nummer. Der Track glänzt mit einem klassischen James Hetfield-Gitarrenanschlag, ist mit kleinen, aber feinen Melodien sowie rasenden Drums gespickt und besticht mit der klaren aber rauen Stimme von Charly. Die Kritik an seinem Gesang vom Vorgänger "Riot Squad" macht er von vorneherein obsolet.
Gefangene machen die Jungs eingangs keine, denn auch "Day Of Judgement" und "Brutalized" legen die Messlatte in punkto Härte und Spielwitz extrem hoch. Zusammen mit "Escalation" und "The Downward Spiral" zeigen Charly und Co. sämtlichen Thrashern, wo der Hammer hängt. Dass sie auch hier mit großartigen Melodien arbeiten, fällt eher bei Midtempo-Songs wie dem fast schon balladesken "Fragile Alliance" (saugeile Bridge) oder dem etwas komplexeren "Brainwashed" (cooler Boogie-Part in der Mitte) auf.
Basser Olly Keller glänzt durchgehend mit ein paar sehr schönen Läufen und Licks, die im Mix von V. Santura (Dark Fortress, Triptykon) jederzeit zu hören sind und die Songs perfekt abrunden. Die kompositorische Spannung halten Paradox auch bei überlangen Liedern mit links.
Zum Abschluss gibt es mit "A Light In The Black" noch ein Rainbow-Cover, für das Charly den Firewind-Keyboarder Bob Katsionis gewinnen konnte. In dieser Version finde sogar ich Gefallen daran, aber im Gegensatz zu den eigenen Sachen wird hier doch schnell deutlich, dass über sieben Minuten nicht jedem Song gut tun.
Dennoch ein glänzender Jahresabschluss mit einer verdienten Höchstwertung. Bleibt zu wünschen, dass das Schicksal nicht weiterhin Charlys Arsch mit Tritten malträtiert und Paradox eine anständige Tour buchen können.
14 Kommentare
Es gibt 4 "große" deutsche Thrash Metal Bands? Kreator, Destruction, Sodom und...?
... Nu Pagadi.
joh Tankard
:X keine Angst, ich hab euch beide lieb!
alle edele reviews werden schon einmal aus prinzip angeklickt. wie man hier sieht, ist das abermals berechtigt.
Ne, hat keinen Zweck. Ich werde damit nicht warm.
Der erste Song klingt vom Riff her eher nach Knorkator. Der zweite dermaßen 08/15, dass ich dabei eh immer schon die Lust verliere weiterzuhören. Ein paar Metallica-Versatzstücke, ein bißchen Iron Maiden, aber alles ohne Spannungsmomente.
Die Vocals gefallen mir auch nicht. Zu wenig variabel für den Stil, den er versucht. Da würde ein agressiverer Gesang noch etwas besser passen.
Na ja, schade...