laut.de-Kritik
McCartneys Bericht zur Lage der Nation nach dem 11. September.
Review von Erich RenzZum Abschluss der "Abbey Road"-Liederkette formulierte Paul McCartney den mustergültigen wie selbstlosen Ausspruch: "And in the end the love you take is equal to the love you make." Dass dieser, wie John Lennon ihn nannte, "kosmische Satz" an seinem Urheber bis in alle Ewigkeit haften bleiben würde, belegt auch der fast gleichnamige Dokumentarfilm "The Love We Make" von Albert Maysles ("Gimme Shelter", "Running Fence") und Bradley Kaplan.
An jenem 11. September saß Paul bereits in seinem Flieger in New York, bereit zum Abheben gen England. Kurz darauf verkündete der Pilot allerdings das auferlegte Startverbot und so blieben die Insassen auf festem Boden. Sie wurden zurückgekarrt und konnten die Tragödie mit eigenen Augen nur grob abschätzen.
McCartney sah seine Verantwortlichkeit darin, die Sphären der Trauer und der Hoffnung in einem Benefizkonzert zusammenzubringen. Gelingen sollte das beim "The Concert For New York City", einem großen Beisammensein von Feuerwehrmännern, Rettungskräften, Polizisten und der New Yorker Öffentlichkeit im Madison Square Garden.
Als ob die Welt in ein Damals und Heute zu trennen sei, folgt der Film einer notorischen, grau melierten Verpixelung auf 16mm. Eine Ausnahme bildet das Konzert selbst, wenn farbiges Archivmaterial von den Auftritten der Solidargemeinschaft um David Bowie, Eric Clapton, Billy Joel, Bon Jovi, The Who, Elton John, Jay-Z, Keith Richards und Mick Jagger fragmentarisch zu bestaunen ist.
McCartney, der früh seine Mutter und Ende der 90er Jahre seine geliebte Frau Linda verlor, versucht zu erklären, wie man dem Schmerz ausweicht: "Mit Humor und Musik", lautet sein lakonisches Rezept. Er bricht auf, schlendert durch die Straßen der Stadt, trifft harmlose Bewunderer und aufdringliche Bittsteller. Und nein, gegen Armut und Elend kann selbst der Sir nichts tun.
Mayles und Kaplan bemühen sich besonders, den Heldenepos der tapferen New Yorker zu schildern, McCartneys Ehrgeiz einzufangen und Kurs auf die abschließende musische Friedenskonferenz zu halten. Vor allen Mitwirkenden (die auch als Chor fungieren) gibt Paul seinen Bericht zur Lage der Nation ab: "This is my right / A right given by God / To live a free life / To live in freedom."
Außerordentlich sinnbildlich, dass er in dieser Szene den Frontman des Geschehens gibt. Das Publikum jedenfalls dankt.
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