laut.de-Kritik
Das fehlte ihm noch - ein makelloses Pop-Album.
Review von David MaurerSchon seit Jahren gehört Pharrell Williams zur Beletage der Musikproduzenten. Nach ruhigeren Phasen kredenzt der N.E.R.D in jüngster Vergangenheit wieder Hits am Stück. Doch obwohl er als Songmacher und Gastsänger große Erfolge feiert, klafft in seiner Vita bis heute ein großes Loch: ein beeindruckendes Soloalbum veröffentlichte Pharrell noch nicht - "In My Mind" entpuppte sich 2006 als Enttäuschung. "G I R L" soll jetzt alles besser machen.
Und schon bevor die Platte überhaupt in den Regalen stand, sorgte sie unbeabsichtigt für Aufsehen. Einige US-Kommentatoren wollten in der Wahl der drei Frauen auf dem Cover eine rassistisch motivierte Selektion erkannt haben. Das entfachte besonders in sozialen Netzwerken eine Diskussion über die Repräsentation schwarzer Frauen in den Medien. Vielleicht auch deshalb, weil die Platte an sich nur wenig bietet, woran sich die Geister scheiden könnten. Wirklich Überraschendes darf man nicht erwarten - was keineswegs negativ aufgefasst werden muss.
Zugegeben, seine Chartbreaker "Get Lucky" mit Daft Punk und "Blurred Lines", das er für Robin Thicke produzierte, strapazierten die Nerven in ihrer Allgegenwärtigkeit zusehends. Ähnliches droht dem aktuellen Hit "Happy", der nicht nur auf "G I R L" und dem Soundtrack von "Ich Einfach Unverbesserlich 2", sondern auch sonst überall zu hören ist. Dass es sich bei der Gute-Laune-Nummer um einen ausgezeichneten, fast schon erschreckend perfekt produzierten Pop-Song handelt, lässt sich aber kaum bestreiten.
Gleichgültig ob Hans Zimmers Streicher in "Marilyn Monroe", einfaches Clapping oder minimalistische Keys - Pharrell schneidert sich aus verschiedenen, durchaus gängigen Elementen einen Maßanzug in Form fröhlicher Disco-Pop- und Funk-Nummern.
Nein, das ist keine sperrige Kunst, will es auch gar nicht sein, stattdessen sanfter Kitsch in den Lyrics und feingeschliffene, auf Hochglanz polierte Beats. Schlicht: prädestiniert, nicht nur für gute Laune, sondern auch reichlich Airplay zu sorgen. So kann es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis auch Songs wie "Come Get It Bae" und "Brand New" auf Heavy Rotation laufen.
Das liegt nicht zuletzt an den passend gewählten Features. Während sich Pharrell und Justin Timberlake in Ersterem gegenseitig auf die nächst höhere Stimmlage pushen, gibt Miley Cyrus in "Come Get It Bae" kurze Parts und noch kürzere "Heys" zum Besten. Eine dezente und stimmige Performance, die keinerlei Munition für die Kanonen ihrer vielen Gegner liefert. Weniger zurückhaltend gibt sich glücklicherweise Alicia Keys, die mit gewohnt hoher Stimmqualität dem etwas lahmen "Know Who You Are" den Soul einhaucht.
Und was mit Daft Punk bereits klappte, ist immer einen weiteren Versuch wert, wie "Gust Of Wind" zeigt. Genau darin liegt aber auch eine Schwäche von "G I R L": Das Gefühl, das alles bereits gehört zu haben, ließe sich bei einem Künstler mit ausufernder Solodiskographie noch erklären. Pharrell jedoch zeichnete abseits von Neptunes und N.E.R.D hauptsächlich für die Hits anderer Interpreten verantwortlich oder arbeitete zumindest daran mit.
So erweckt die Platte den Eindruck, als wolle er all seine erfolgreichen Produktionen und Features nun auf einem eigenen Werk vereinen - eine Art Hommage an sich selbst. Bei einem äußerst produktiven Songschreiber wie Pharrell lässt sich dieses Phänomen vielleicht als zwangsläufig auffassen. Die Frage, ob der 40-Jährige wirklich ein komplettes Album brauchte, muss trotzdem erlaubt sein.
Genauso wie der Versuch einer Antwort: "G I R L" ist ein makellos produziertes Pop-Album, vollgepackt mit potenziellen Dauerbrennern. Alle aus Pharrells Feder, alle mit seinen Vocals versehen. Ja, das hat er offenbar gebraucht, denn das fehlte noch in seiner Vita.
14 Kommentare mit 27 Antworten
wird gecheckt. "happy" nervt tatsächlich schon, trotzt aller großartigkeit - ich empfehle mal das 60-minütige video anzuschauen, beste tanzeinlagen.
ein alicia-feature ist auch immer gerne gehört.
das cover ist komplett unrassistisch in meinen augen, versteht jemand die "kritik"?
null zumal da doch mischlinge (weiß den politisch korrekten begriff nicht) auf dem cover sind.
kann jawohl niemand annehmen, dass die beiden schwarzhaarigen frauen jetzt rein weiß sind.
außerdem sorgt pharell doch für den schwarz anteil
Meinst du eine Mischung aus einer dunkel- und einer hellhäutigen Person? Dann wäre das Mulatte (klingt rassistisch, heißt aber so).
Die rothaarige Slut nehme ich. Die anderen beiden Schabracken kann Pharrell behalten.
Pharrell ist King und "Happy" nervt mich trotz krassester Heavy Rotation kein Stück...werde mal reinhören!
Gott musst du abgehärtet sein.
Hab's nun einmal durchgespielt, und ich find's auch ziemlich gut.
Erwartbarermaßen schippert das gesamte Album im Kielwasser von "Get Lucky" und "Blurred Lines" durch die identischen Retro-Gefilde, aber das ist ja nichts Verkehrtes. Für durchkakuliertesten Chartpop 'ne sehr runde Sache.
Leider nicht der große Wurf. Meiner Meinung nach ist Pharrell am besten mit N.E.R.D. Bei seinem bekanntheitsgrad geht's mir immer noch nicht ein warum die Band so untergeht. Mit einer der innovativsten Gruppen der letzten 10 Jahre. Werde einfach auf ein weiteres Album hoffen - die waren bis jetzt nämlich alle gut.
Im Interview mit 1Live antwortete Pharell auf die Frage, warum das Album nur 10 Stücke enthält, er wollte nur das Beste auf dem Album haben.
Wenn das das Beste ist was du hast, sage ich danke Pharell, dass du uns mit dem restlichen Mist verschont hast.
Das Album ist völlig unterirdisch und nervt. 1 Stern geht gerade so in Ordnung weil er nur mit 10 Titeln die Ohren malträtiert.
Zum Glück gibt es Spotify. Hätte mir das Album wegen des Hype vielleicht gekauft, und mir dann den Arsch abgeärgert. montu, du hat völlig recht, wenn das die besten 10 Stücke sind möchte man gar nicht wissen wie langweilig der rest dann erst ist.