laut.de-Kritik

Kein Spannungsbogen, keine Aufmerksamkeit.

Review von

Man hätte sich ja beinahe Gedanken machen müssen, hätte sich Will Holland dieses Jahr nicht mit einem neuen Projekt zurückgemeldet. Schließlich nahm sich der Mann, der sein zehntes Album in sieben Jahren vorlegt, schon für seine letzten Platte mehr als ein Jahr – für ihn eine unverhältnismäßig lange Zeit.

"Tropidelico" ließ damals wohl aufgrund seines Umzuges vom vergleichsweise regnerischen England ins sonnige Kolumbien auf sich warten, kam dafür aber ganz ungewohnt mit Latin- und Cumbia-Beats. Vorbei die Zeiten als das Quantic Soul Orchestra für Vintage Soul und Sample-Quelle stand. Jedermanns Sache war diese plötzliche Abkehr vom klassischen Soulmuster sicherlich nicht.

Darum schert sich der Brite jedoch auch bei "Death Of The Revolution" nicht, die Platte führt den eingeschlagenen Weg weiter fort. Statt Latin und Cumbia gibts dieses Mal allerdings Roots Reggae, Trojan Ska und Dub auf die Ohren. Die geografische Nähe zum Mutterland Jamaica zollt ihren Tribut.

Bei der Single "Cuidad Del Swing" und deren Alternativ-Version mit ihren verfänglichen Pianohooks klappt das noch ganz gut. Auch das Dennis Brown-Cover "Westbound Train" kommt annehmbar daher, wenngleich die Flöten, mit denen die Interpretation aufgemotzt ist, stark an den "Watermelon Man" Herbie Hancock erinnern.

Genau das ist auch die Crux: Alles klingt bekannt und unspektakulär. Hinzu kommen Titel wie "Make Dub Not War" und "Alegria En Bella Vista" die eher zu einem ungewollten Bacardi-Rausch auf irgendeiner schlechten Beachparty passen als ins heimische Wohnzimmer.

Es fehlt an allen Ecken und Enden an Tiefgang, ein Spannungsbogen ist so gut wie nie zu entdecken – das gilt sowohl für die einzelnen Titel als auch für die Platte. Sie plätschert gemütlich im Hintergrund, ohne je Aufmerksamkeit einzufordern. Das mag ins Klischee des kiffenden Rastamans am Strand passen, Hörgenuss wird daraus nicht.

Die Farbe an den Wänden seines neuen Studios in Kolumbien sei kaum trocken gewesen, da hätte er schon angefangen, "Death Of The Revolution" aufzunehmen, heißt es im Promotext. Er hätte sich besser ein wenig mehr Zeit nehmen sollen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich Will Holland in Zukunft wieder auf alte Stärken besinnt.

Trackliste

  1. 1. Death Of The Revolution
  2. 2. Mi Chocolatina
  3. 3. Make Dub Not War
  4. 4. Cuidad Del Swing
  5. 5. Westbound Train
  6. 6. Alegria En Bella Vista
  7. 7. Dub Del Pacifico
  8. 8. Cuidad Del Swing
  9. 9. Alegria En Bella Vista
  10. 10. Juanita Bonita

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