laut.de-Kritik

Der Albumtitel ist eine klare Aufforderung.

Review von

Untätigkeit kann man dem Australier und Teilzeit-Regensburger wohl nicht vorwerfen. So hat er seit 2008 Alben von den John Steele Singers sowie Halfway produziert und eifrig für das Magazin The Monthly geschrieben. Eine Auswahl seiner Kritiken ist 2009 unter dem Titel "The Ten Rules Of Rock And Roll" erschienen.

Zudem arbeitet er an einer üppigen Anthologie in drei Bänden seiner Ex-Band The Go-Betweens. Der erste, "G Stands For Go-Betweens - Volume One" ist 2015 erschienen und bietet neben 4 CDs/LPs auch ein 112-seitiges Begleitbuch.

Dennoch sind sieben Jahre eine lange Zeit, um ein neues Album an den Start zu bringen. Das mag auch daran liegen, dass Forster mit dem gefeierten "The Evangelist" (2008) Abschied nahm von dem zwei Jahre zuvor verstorbenen Grant McLennan, mit dem er die Go-Betweens gegründet hatte.

"Ursprünglich habe ich mit einem Abstand von fünf Jahren zwischen dem letzten und dem neuen Album gerechnet, so Forster. "Ich wollte eine ganz bewusste Zäsur setzen, weil mir klar war, dass das, was danach kommt, ein Neuanfang sein würde. Aus fünf Jahren wurden sieben".

Dabei hatte er einen Teil der Stücke bereits kurz nach "The Evangelist" geschrieben, als er eine Zeit lang mit seiner deutschen Frau Karin Bäumler im niederbayerischen Haindling lebte. "Population 80, not much there", fasst er die Situation im letzten Stück des vorliegenden Albums zusammen. Die perfekte Umgebung für ihn, sich an die Arbeit zu machen.

Die Aufnahmen fanden schließlich im Sommer 2014 in Forsters Heimat Brisbane statt, mehr oder weniger in derselben Besetzung, die "The Evangelist" eingespielt hatte, darunter Scott Bromiley und Luke McDonald von den John Steel Singers sowie Forsters Ehefrau.

Schon der Opener "Learn To Burn" zeigt jedoch, dass die Platte musikalisch neu ausgerichtet ist. Ein Riff auf der E-Gitarre, Bass, Schlagzeug, angeschnodderte Stimme, Geige – fast könnte man meinen, Forster habe eine unveröffentlichte Perle in Velvet Undergrounds Archiv entdeckt. "Time's a sequence and you wait for changes / Problem is you know I've got no patience / I've got no desire to be the fourth person in line" - Zeilen, die wahrscheinlich auch Lou Reed gefallen hätten.

Minimalistischer als "The Evangelist", gleichzeitig abwechslungsreicher setzt sich das Album fort. "Please don't twitter, let me imagine you / I find it sweeter, let me imagine you" lautet die zentrale Aussage des folkpoppigen zweiten Stückes, das die fröhliche Melancholie eines Adam Greens bietet. Im zarten "Songwriters On The Run" singt Forster im Duett mit seiner Frau, "A Poet Walks" erinnert dagegen schon wieder an Lou Reed. "I walk the street and hug the walls / I see a canal and think 'waterfalls'", beschreibt er ein Gefühl der Einsamkeit, später unterstrichen durch Bläsereinsätze.

Bleibt noch genügend Zeit, um einer Verflossenen ironisch nachzuschauen ("I'm So Happy For You), für Bossa Nova ("Love Is Where It Is") und für einen Stehblues ("Turn On The Rain"). Allein schon wegen seines Titels ist "I Love Myself And I Always Have" eines der besten Stücke, das abschließende "Disaster In Motion" bietet einen fast schon düsteren Abschluss.

Robert Forster meldet sich mit der gewohnten Eleganz, Wortgewandtheit und seinem Sinn für eingängige, aber niemals banale Melodien zurück. Der Titel des Albums mutet dabei wie eine Aufforderung an, der man gerne folgt: Lege mich auf. Immer und immer wieder.

Trackliste

  1. 1. Learn To Burn
  2. 2. Let Me Imagine
  3. 3. Songwriters On The Run
  4. 4. And I Knew
  5. 5. A Poet Walks
  6. 6. I'm So Happy For You
  7. 7. Love Is Where It Is
  8. 8. Turn On The Rain
  9. 9. I Love Myself(And I Always Have)
  10. 10. Disaster In Motion

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