laut.de-Kritik
Music for the jilted iPod generation.
Review von Michael SchuhThe Smiths, Primal Scream, Stone Roses, Manic Street Preachers, The Charlatans, The Verve und Oasis borgten sich mehr als nur ein paar Riffs und angeberische Gesten, bevor sie das Erbe von Mick Jagger und Keith Richards an die Britpop-, Indie- und iPod-Generation weiter reichten.
Das ist doch mal ein Satz. Den muss man erst mal sacken lassen. Niedergeschrieben hat ihn Pierre Perrone, Musikjournalist und Stones-Experte, verantwortlich für den historischen Abriss im Booklet von "Rolled Gold +".
Zwar klingt Perrone schwer nach krampfhaft erdachtem Pseudonym und auch Google hat von diesem Spezialisten noch nie etwas gehört, aber wer auch immer dahinter steckt, die Bandauswahl verrät den Autor eindeutig als Engländer.
Überflüssig auch, die Songrasterfahndung anzuwerfen, um zu eruieren, wo genau Morrissey, Tim Burgess oder Richard Ashcroft mal die Stones haben anklingen lassen oder Mutmaßungen darüber anzustellen, ob in deren Songs nicht vielleicht öfter Lennon/McCartney anklingen.
Grund: It's all about history. Und da gibts nur die Guten (Beatles) und die Bösen (Stones). Gemeinsam sind sie in die Geschichtsbücher eingegangene Vordenker einer neuen Ära, die eine Revolution in Gang setzte, deren Codes und Symboliken bis in die heutige Jugendkultur spürbar sind.
Die juvenile Faszination für einen kajalgeschminkten, ekstatisch zappelnden Magdeburger namens Kaulitz ohne das laszive Bühnengebaren des Pilzkopf-Rebellen Mick Jagger? Schwer vorstellbar.
Moralgeschwängerte Kampagnenkreuzzüge zur Rettung des von Marilyn Manson oder Berliner Asirappern verwahrlosten Nachwuchses ohne die Eskapaden der Glimmer Twins vor 40 Jahren? Undenkbar.
"Rolled Gold +" verzeichnet auf zwei CDs die 40 wichtigsten Stones-Songs von Anbeginn ihrer Karriere 1963 bis ins Jahr 1971 und dem Album "Sticky Fingers". Keine ganz neue Idee, mag man einwenden, und tatsächlich erschien die Platte im Jahr 1975 schon einmal.
Und wie damals bleibt einem auch 32 Jahre (bzw. dem gesamten Menschenleben des Autors) später nur die Wiederholung alter Einschätzungen: Vor uns liegt die definitive Stones-Kollektion.
Denn mal ehrlich: Nach "Sticky Fingers" kamen zwar vereinzelt noch sehr ordentliche Songs, doch spätestens ab 1981 wars dann aus mit der einstigen Wucht des Anti-Establishment.
Auf "Rolled Gold +" dagegen findet sich alles: Das zaghafte Beat-Poltern im Schatten der Beatles, die schamlose wiewohl schwungvolle Adaption alter Chuck Berry-, Muddy Waters- und anderer Chicago Blues-Helden der Twens. Das erste messerscharfe Richards-Lick ("The Last Time") als Sprungbrett für das bereits drei Monate später folgende, umstürzlerische "(I Can't Get No) Satisfaction".
Vom Soundtrack der Unzucht ("Satisfaction", "Street Fighting Man", "Sympathy For The Devil") über sexuell aufgeladene ("Under My Thumb") und erste Honky Tonk-Experimente ("Let It Bleed") bis hin zu Jam- ("Midnight Rambler") und Balladen-Meisterwerken ("Wild Horses").
Anhand der Psychedelic-Stücke "She's A Rainbow" und "2000 Light Years From Home", jüngst gecovert von Nena bzw. Monster Magnet, darf man sich zwischen all den Klassikern auch an Obskuritäten laben.
Garage Rock, wie wir ihn kennen, hätte ohne sie wohl nicht stattgefunden. Und ein Leben ohne die White Stripes, The Strokes, The Libertines, Jon Spencer und die Dirtbombs mag man sich nun wirklich nicht vorstellen, oder?
2 Kommentare mit 4 Antworten
Hui, eine Stones-Compilation. Wie, ähhh, aufregend :-/. Ist ja auch erst die *schnellbeiwikiguck* etwa fünfzehnte.
Ist natürlich schön, wenn auch BestOf's besprochen werden, aber eben auch annähernd überflüssig.
Das tut natürlich der Aussage, dass dies die definitive Stones-Kollektion sei keinen Abbruch .
haha ... lustig: ein Beatles kontra Stones-Disput. Nach so langer Zeit mal wieder
Also was Primal Scream anbelangt: Spiel einem "Pro-Stones-Veteranen" und altgedientem Beatles-Verächter, der den Britrock-Revival der letzten 10,20 Jahre komplett verschlafen hat "Riot City Blues" vor - und er wird vollkommen aus dem Häuschen sein. Versprochen!
Und "The Verve" sind nun mal allein schon durch den Rechtsstreit mit den Stones bezüglich "Bitter Sweet Symphony" auf ewig mit denen verbandelt.
haha ... lustig: ein Beatles kontra Stones-Disput. Nach so langer Zeit mal wieder.
Welcher Disput ?
Wenn es diese Rivalität gegeben hätte . Wieso war Mick Jagger bei der Fernsehübertragung von "All you need is love " dabei und hat mitgesungen und mit geklatscht ?
Und wieso spielt McCartney auf dem neuen Album auf einem Song den Bass und Ringo die Drums ?
Wenn er darauf antwortet, bekommt er rückwirkend sämtliche ehrenbembel der letzten 15 Jahre der vergessenen laut.de awards
@Garret: crime time mixtape gehört? was für monsterbeats. flashe gerade heftigst
bin absolut stolz auf ihn und begeistert dass er das atmo niveau konstant hält ohne jemals abzudriften.
genau das richtige für lauschige herbstabende