laut.de-Kritik
Willkommen im Geek-Universum.
Review von Alexander CordasDas Coverbild könnte blöder und treffender kaum gewählt sein. Ein Neal Peart im Vordergrund, der mit gewaltiger Rotzbremse und zusammengekniffenen Augen an der Kamera vorbei grient. Geddy Lee, der mit heraus hängendem Waschlappen aussieht wie die Reinkarnation von Gonzo und dazwischen eingeklemmt Alex Lifeson. Willkommen im Geek-Universum des Trios Rush.
Besagtes Cover korrespondiert mit dem letzten Kapitel des Hauptfilms dieser wunderbaren Dokumentation über die Geschichte des sympathischen Trios aus Kanada. Dort sieht man die drei Herren in einer TV-Show. Vom Host werden sie mit der Aufzählung der Gold- und Platinplatten angekündigt. Nur: die allerwenigsten des gemeinen Volkes dürften mit dem Bandnamen wirklich etwas anfangen können.
Wie ein heiliger Gral der Musiknerds wird das Wissen um die Kanadier von einer Hörergeneration zur nächsten weitergegeben. Rush sind wirklich und wahrhaftig nur ein Fall für Geeks. "Beyond The Lighted Stage" bringt nun Licht ins Dunkle und leuchtet den Teil der Bandgeschichte aus, der selten thematisiert wurde.
Wo kommen die Jungs eigentlich her? Wo liegen die Wurzeln? Wie sieht eigentlich Alex' Mama aus, und wie gingen in den Siebzigern Diskussionen am heimischen Küchentisch vonstatten?
Tatsächlich findet sich Material, das die Band in den Siebzigern aufgenommen hat. Sogar Privataufnahmen sind dabei, wie etwa launig anzusehende Streitereien mit den Eltern über den weiteren Lebensweg. Leider wird auch diese DVD das gleiche Schicksal ereilen wie die restlichen Rush-Releases auch: Es interessiert sich lediglich die Fangemeinde, neues Publikum vermag der Streifen wohl kaum anzulocken.
Schade eigentlich, denn bekannte Musiker kommen hier im O-Ton zu Wort und erklären, weshalb Rush zu den einflussreichsten Bands des Musikzirkus gehören. Unter anderem geben Zakk Wylde, Billy Corgan, Gene Simmonsund Sebastian Bach ihren Senf dazu.
Einen einfühlsamen Touch erhält die Doku, wenn sie auf Neal Pearts Schicksalsschläge zu sprechen kommt. Der große Drummer erscheint hier als sensibler Zeitgenosse und äußerst humoriger alberner Kauz. Überhaupt Spaß: Lee, Lifeson und Peart hampeln sich durch die Kapitel, dass man sich schon fragen muss, ob das Progrock-Dreigestirn auch nur eine Minute ernsthaft sein kann.
Wer bislang glaubte, bei Rush handelt es sich um bierernste Typen, die nicht nur zum Musizieren, sondern auch zum Lachen in den Keller gehen, sieht sich eines Besseren belehrt. Einziger Wehrmutstropfen: Ein wenig geht das Geheimnis flöten, denn Rush beleuchten ihre Geschichte mittels Zeitzeugen, Videos und Interviews äußerst detailliert, so dass kaum Raum für Interpretationen bleibt.
Was solls, die Kanadier präsentieren sich persönlich, die Band und deren Geschichte einmal mehr auf eine herzerfrischende Weise.
5 Kommentare
Bin Ich der Einzige der jetzt spontan an "Fanboys" denken muss?
all rush... all the time!
mich hätte etwas mehr zum werdegang der band interessiert. dafür ist aber das auf der dvd enthaltene gespräch beim abendessen ganz großes kino.
Rush sind Kult seit Jahrzehnten, wird wohl gekauft.
Da kann ich nur sagen: ENDLICH!
Ich hab sie mit 15 das erste mal gehört, anno 1977! Für mich eine Offenbarung! Und das obwohl ich es nie hatte mit Menschen, die ihresgleichen vollkommen überhöhten, allgemein auch als "Fan" bekannt! Es war und ist mir zutiefst zuwider mich als Fan von jemandem zu bezeichnen. Trotzdem bin ich wohl so etwas wie ein Rush Fan (or should I say Rush-Geek?)und das´vom allerersten Ton an! Diese Formation sucht weltweit ihresgleichen. Jeder für sich ein herausragender Musiker, bilden sie zusammen eine Instanz in Sachen Rock! Der Status, den die 3 Kanadier in Deutschland hatten und haben, nämlich den des Geheimtipps, machte es leichter sich als ein Anhänger ihrer Musik zu outen! Ich habe sie 4 mal in Deutschland gesehen (viel häufiger waren sie auch nicht hier) und jedes Konzert ist mir immer noch in lebendiger Erinnerung. Gut dass es die 3 noch gibt, dass sie sich den Humor und die Spielfreude bewahrt haben. Nicht nur für viele Musiker waren und sind sie inspirierend. Auch mich haben sie fast ein ganzes Leben lang begleitet und dürfen das auch weiterhin. Beruhigend finde ich den Umstand, dass trotz der allgegenwärtigen Verblödungsmaschinerie rund um Bohlen, Raab und Co., es immer noch Nachwuchs gibt der Trüffel von Scheiße zu unterscheiden weiß. Es gibt also doch noch Hoffnung! In diesem Sinne - Keep on rockin'!!!