laut.de-Kritik
Das filmmusikalische Best-Of des nonkonformen Japaners
Review von Daniel StraubIn seinem Heimatland Japan ist Ryuichi Sakamoto einer der ganz Grossen im Popgeschäft. Ende der 70er Jahre sorgte er dort mit seiner Techno-Pop Band Yellow Magic Orchestra, die von Kritikern immer wieder als japanisches Pendant zu Kraftwerk angesehen wurde, für Aufsehen. Derart festgelegt zu werden, widerstrebte Sakamoto zutiefst und so nutzte er die folgenden Jahre, um seine Fans, die Presse und Musikerkollegen gleichermassen mit immer neuen Projekten zu verwirren. Mal präsentierte er sich mit seinen elektronischen Experimenten avantgardistisch minimal, dann mit seinen Soundtracks wieder populär barock.
"Cinemage" bietet einen idealen Einstieg in Sakamotos filmmusikalisches Schaffen. In orchestraler Version gibt es hier die, freilich auf ein CD-kompatibles Format gekürzten Sounds zu sechs Filmen der letzten Jahre. Mit dabei sind Auszüge aus "Der letzte Kaiser", zweifellos Sakamotos grösster Erfolg. Neben dem Oscar und dem Grammy erhielt er für den Soundtrack zu "The Last Emperor" auch den Golden Globe (der Oscar für Musiker) und wurde damit weltweit zum gefeierten Star. Ebenfalls auf "Cinemage" vertreten ist der Maintitle zu "Little Buddha", einem anderen Verkaufsschlager an den Kinokassen. Obwohl von beiden Soundtracks nur Auszüge auf "Cinemage" enthalten sind, wird doch Sakamotos Talent zur bilderreichen dynamischen Klangmalerei deutlich und übt einen prägenden Einfluss auf beide Arbeiten aus.
Die Konventionen der klassischen Filmkomposition sind für den Nonkonformisten Sakamoto wie ein paar fremde Stiefel und so hat er sich bei den Arbeiten zu "El Mar Mediterrani" zusätzliche Inspirationsmomente durch die Zusammenarbeit mit DJ Spooky geholt, der einige Gitarrenriffs zu den ansonsten klassischen Arrangements beisteuert und sich so für die wohl beabsichtigten Irritationen verantwortlich zeichnet.
Wem "Cinemage" Appetit auf mehr Sakamoto gemacht hat, der wird bei seinem Stammtonträgerdealer garantiert fündig werden. In den etwas mehr als zwanzig Jahren seiner musikalischen Karriere hat Sakamoto, ganz dem japanischen Arbeitsethos gehorchend, beinahe 50 Platten veröffentlicht.
1 Kommentar
sakamoto ist nicht von ungefähr ein wanderr zwischen den welten. klassische japanische musik,pop musik, experimentelles, elektonisch klänge und klassische musik, hip hop u.v.a.. kommt in seinem musikalischen schaffen vor. aber die intesivsten momente sind die, wenn er allein am klavier seine stücke vorträgt...das sind ganz besondere momente