laut.de-Biographie
Sacha Baron Cohen
"Is it 'cos I is black?", "Boyakasha", "Big up ya self!", "Respect!" und "Staines Massive". Wer bei diesen Aussagen gleich weiß, von wem die Rede ist, der ist hier genau auf der richtigen Seite. Denn die wohl bekannteste Figur von Sacha Baron Cohen ist definitv Ali G. Vor allem durch die in England auf HBO und Channel 4 ausgestrahlte Serie "Da Ali-G Show" sowie mit seinem Auftritt im Madonna "Music"-Video (2000) als Taxifahrer erlangte Ali G weltweite Berühmtheit.
Ali G steht für Alistair Leslie Graham, ein Möchtegern-Gangsta der Gruppe West Staines Massive aus dem Londoner Vorort Staines. Cohen spielt in der Figur Ali G einen pakistanischen Immigranten, die in Großbritannien die zweitgrößte Minderheit darstellen. Mit der Figur Ali G persifliert Cohen die britische Chav-Kultur und die Hip Hop-Szene bzw. deren Imitation durch die Subkulturen Großbritanniens. Als Ali G singt Cohen mit Shaggy den Hit "Me Julie" aus dem Ali G Indahouse Da Soundtrack.
2002 erscheint der Kinofilm "Ali G Inda House". In dem 88-minütigen Film setzt sich Möchtegern-Gangsta Ali G für die Rettung des Freizeitzentrums John Nike ein. Nachdem Finanzminister David Carlton ihn zum Abgeordneten vorschlägt, gewinnt Ali mit einer Stimme Vorsprung die Wahl und zieht ins House of Commons ein, wo seine politischen Vorschläge auf reges Interesse stoßen. Nachdem jedoch ein Video auftaucht, das den Premierminister angeblich beim Sex mit einem Freudenmädchen zeigt, muss dieser zurücktreten. Tatsächlich waren jedoch Ali mit Freundin Julie zu sehen.
Um die Unschuld des Premiers zu beweisen, klaut Ali G zusammen mit seinen Homies das Band aus dem Safe des Finanzministers. Doch dort finden sie nicht das gesuchte Video, sondern pornographische Bilder und einen Bauplan für die Flughafenerweiterung in Staines. Zum Dank dafür, dass Ali den Bau verhindert, bekommt er vom Premierminister den Posten des Stellvertreters. Diese Ehre lehnt er jedoch ab, viel lieber will er den Posten des britischen Botschafters auf Jamaika, wo er im Abspann als Vorkoster von - wie könnte es anders sein - Marihuana beschäftigt ist.
Sacha Baron Cohen, der 1971 in Staines (Surrey)das Licht der Welt erblickt, stammt eigentlich aus einem gut situierten jüdischen Elternhaus. Er absolviert das Christ's College in Cambridge, wo er Geschichte studiert und zum Thema "Die Rolle der Juden in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung" promoviert. Sein Vater stammt aus Wales, seine Mutter ist gebürtige Israeli mit persischen Vorfahren. Sein Cousin Simon Baron-Cohen ist Direktor des Autismus-Forschungszentrums in Cambridge.
Jagshemash!
Doch im Herbst 2006 bekommt Ali G Konkurrenz von einer weiteren Kunstfigur von Cohen - und zwar von Borat. Der kasachische Journalist Borat feiert seine ersten Auftritte ebenfalls in der bereits erwähnten "Da Ali G. Show", wo er neben der Figur Bruno in kleinen Einspielern zu sehen ist. In Deutschland kann man die Folgen der HBO-Serie auf dem Musiksender Viva sehen.
Ein erster Skandal mit der Figur Borat ereignet sich bei den MTV Europe Music Awards in Lissabon 2005, die Borat moderiert. Er bezeichnet Madonna als einen männlichen Transvestiten und beleidigte sein Heimatland Kasachstan. So begrüßt er die MTV-Awards-Zuschauer mit den Worten: "Mein 13-jähriger Sohn kommt zu Fuß, mit seinen zwei Frauen und drei Kindern. Wenn er die Reise überlebt, habe ich ihm versprochen, dass er mit der kolumbianischen Prostituierten Shakira schlafen darf". Die kasachische Regierung sperrt daraufhin erst einmal den Internetauftritt von Borat www.borat.kz, wogegen die Tochter des Staatschefs, die offensichtlich mehr Spaß versteht als ihre Landsleute, heftig protestiert.
Im November 2006 erscheint der 82-minütige Satire-Kinofilm mit dem unsäglich langen und schier unaussprechlichen Titel "Borat: Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan", den Cohen mit dem "Seinfeld"-Produzenten Larry Charles drehte. Darin unternimmt Sacha Baron Cohen als kasachischer Journalist Borat Sagdiyev eine Reise von seinem primitiven Heimatdorf Kuzcek nach Amerika, wo er hofft, auf Pamela Anderson zu treffen. Zu Borats bekanntesten Sprüchen gehören: "Liquid explosion (sexy time explosion)" steht für Ejakulation, "Sexy time (sexy intercourse)" bedeutet sexueller Verkehr, "Mouth party" ist Oralsex und "She is tight like man's anus" beschreibt die Größe der weiblichen Vagina. Doch am allerwichtigsten ist die Begrüßungsformel "Jagshemash" - "how are you?" (Polnisch: "Jak sie masz?", Tschechisch: "Jak se máš?", Slovakisch: "Ako sa máš?" oder "Yakshimusiz").
Die kasachische Regierung, allen voran Präsident Nursultan Nasarbajew, ist mit der Darstellung Kasachstans als antisemitisches und hinterwäldlerisches Land gar nicht zufrieden. Angeblich dreht die Regierung einen Gegenfilm, in dem die Vorzüge Kasachstans herausgestellt werden, um den von Borat angerichteten Imageschaden wieder zu beheben. Die Figur Borat sei "ein Schwein von einem Mann: dumm, streitsüchtig, ohne jeden Charme", schreibt der kasachische Botschafter in Großbritannien, Erlan Idrissov, in einem Gastbeitrag für den Guardian.
In Europa erhebt das Europäische Zentrum für Antiziganismusforschung im Oktober 2006 Vorwürfe gegen den Film mit dem Ziel, den Filmstart in Deutschland zu verbieten, da Borat Sinti und Roma als Zigeuner diffamiere. Marko Knudsen, Vorsitzender der Organisation: "Wir werfen ihm Beleidigung und Aufruf zur Gewalt gegen Roma und Sinti vor." Die Staatsanwaltschaft in Hamburg prüft nun die Anschuldigungen und wird entscheiden, ob der Fall vor Gericht kommt.
Cohen gibt sich gelassen, auf alle Anfeindungen antwortet er stets im Namen seiner Kunstfigur. Als Borat verkündete er, dass Behauptungen über Kasachstan, die den Mangel an Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung der Frau betreffen oder dass man fermentierten Pferde-Urin trinke, nur das Werk der bösen usbekischen Nachbarn sein könne. Aber: "Unsere Katapulte stehen schon bereit!"
Auf dem Soundtrack zu "Borat - Stereophonic Musical Listenings That Have Been Origin In Moving Film Borat: Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan" versucht Borat sich unter anderem an einer kasachischen Version von Steppenwolfs 1969er-Hit "Born To Be Wild", dem antisemitischen Country-Song "In My Country There Is A Problem (Throw The Jew Down The Well)" und dem Kuschelrock-Klassiker "You Be My Wife".
2006 bekommt Sacha Baron Cohen für seine Figur Borat den deutschen Comedypreis in der Kategorie "Bester internationaler Comedian". Angeblich ist Schauspieler Brad Pitt vom Borat-Film so angetan, dass er einen gemeinsamen Film mit Cohen drehen will. Anfang 2007 schlägt Cohen im Rennen um einen in Cineasten-Kreisen sehr renommierten Preis sogar Hollywood-Größen wie Johnny Depp: in der Kategorie 'Comedy Or Musical' verleiht die Hollywood Foreign Press Association ihm den 'Golden Globe' für den besten Hauptdarsteller.
Nach "Ali G Inda House" (2002), einem Part im Film "Ricky Bobby - König der Rennfahrer" und "Borat (beide 2006) liegt auch schon der nächste Kinofilm in der Pipeline. Es soll ein Film über den österreichischen homosexuellen Linzer Modejournalisten Bruno (sprich: Brüno) werden, der seine Opfer mit rhetorischen bzw. Suggestivfragen zum Narren hält. Universal Pictures bot dem "Hollywood Reporter" zufolge über 42 Millionen Dollar (33 Millionen Euro) für die weltweiten Rechte an dem Film. Auch andere Produktionsfirmen wie Dream Works, Sony, 20th Century Fox and Warner Bros. Pictures haben ihr Interesse bekundet. Kontrovers dürfte auch dieser Film werden, hat doch die Figur "Bruno" eine Schwäche für die Nazis und im Speziellen für Adolf Hitler.
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