laut.de-Kritik

Zirpen, Klackern und Wispern: eine surrealistische Klangwelt.

Review von

"Our whole universe was in a hot dense state / Then nearly fourteen billion years ago expansion started. Wait..." Genau, warte. Mit der TV-Serie "The Big Bang Theory" hat "Cause And Effect", das mittlerweile dritte Saffronkeira-Album, nur den Ursprung gemeinsam. Den Urknall.

Was vor ihm war, darüber mögen sich die Experten streiten. Nach ihm steht eine Aneinanderreihung von Ursache und Wirkung ("Cause And Effect"), die letztendlich zu unserer heutigen Realität, der Inspiration sowie Saffronkeiras und Mario Massas Kooperation führten. Dieser Grundgedanke steht über der entschleunigten Zusammenarbeit der beiden Italiener.

Den "Anstoß" stellt ein Fernsehauftritt des trompetenspielenden Massa dar. Von diesem begeistert, versuchte Caria ihn für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Als "Effekt" findet sich dieser nun als erster gleichberechtigter Gast auf einem Saffronkeira-Longplayer wieder.

Gemeinsam entwickeln sie skandinavisch unterkühlte und surrealistische Klangwelten: experimenteller Ambient-Jazz mit einem Hang zum breit angelegten Soundtrack, der die Zeit zum Spielzeug degradiert und wahlweise langsamer laufen oder still stehen lässt. Keiner von beiden drängt sich in den Vordergrund. Sie schaffen sich gegenseitig einen Raum, aus dem sie als untrennbare Symbiose hervortreten.

Nur langsam nimmt "Cause And Effect" Fahrt auf. Hektik gibt es woanders, nicht hier. Elektronisches Wispern, durch das sich in "Pity" zaghaft eine traurige Trompete wiegt und sich mehrfach übereinander legt. Alleingelassen mit Reproduktionen ihrer selbst in einer unwirklichen Welt aus Zirpen, Klackern und Bässen.

In "The Journey" liefert Saffronkeira das rhythmische Konstrukt, auf dem sich Massas Spiel entfalten kann. Elektromagnetische Tropfen glitzern im Hintergrund wie das Regenbogen-Level in Mario Kart, während sich Streicher zögerlich Platz verschaffen. "Screwing Of Thought" bildet eine mystische Filmmusik, in der die Percussions so zerbrechlich und fein wirken wie ein chinesisches Teeservice.

Leider verliert sich "Cause And Effect" zu sehr in seinen Feinheiten und bleibt auf der anderen Seite zu gleichförmig. Mehr Variationen hätten dem Album gut gestanden. "Altered State" zeigt dies deutlich auf. Ein düsterer Außenbezirk mit fiebriger Trompete, in dem abertausende kreischende Insekten hinter den Tapeten die Wände hochklettern. Eine stinkende Kloake, die nach mehr schreit.

Erst der tiefe Basslauf und Massas Hummelflug in "Variazione" schrecken wieder auf. Majestätische Chöre erheben sich in "SouthNorth" über ein alles zerstörendes, in sich ziehendes Rauschen, das in einem alles verschlingendem schwarzen Loch endet. Allein für diese beiden letzten Tracks würde wohl so manch ein Soundtrack-Tüftler seine Seele verkaufen. "Music and mythology, Einstein and astrology / It all started with the big bang!"

Trackliste

  1. 1. Pity
  2. 2. The Journey
  3. 3. The Sacrifice
  4. 4. Screwing Of Thought
  5. 5. Altered State
  6. 6. A Separation
  7. 7. Cause And Effect
  8. 8. Umorale
  9. 9. Variazione
  10. 10. SouthNorth

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