laut.de-Kritik
Gelungene Symbiose aus Mittelalter und Moderne.
Review von Michael EdeleHä, wie jetzt, ich denke da kommt erst noch 'ne Mittelalter-Scheibe, ehe das nächste Gitarrenalbum folgt? Hab' ich da was verpasst? Offensichtlich ja, denn Anfang des Jahres erschien tatsächlich schon die Live-CD "Manufactum", die es, aus welchen Gründen auch immer, nicht auf meinen Schreibtisch geschafft hat (Wie wär's mal mit aufräumen, Ed?, Anm. d. Red.).
Dafür liegt mir nun "Des Königs Henker" vor und ich muss mich doch sehr wundern. Wer mir erzählen will, dass das Septett mit diesem Album da ansetzt, wo das letzte Album aufgehört hat, scheint die Lauschlappen bei der letzten Spülung vergessen zu haben, oder hört 'ne andere CD als ich. Die elektronischen Elemente aus der Dose fehlen völlig (was an sich nicht schlecht ist), die Gitarren braten deutlich fetter (was nun wirklich auch nicht schlecht ist) und der Einfluss der mittelalterlichen Instrumente wurde deutlich gedrosselt (was vielleicht nicht so doll ist).
Irgendwie ist "Des Königs Henker" zweigeteilt. Der eröffnende Titeltrack, "Salz Der Erde" und Rette Mich", klingen massiv so wie Subway To Sally auf "Engelskrieger" oder "Nord Nord Ost". Dabei machen sich aber spieltechnische Diskrepanzen bemerkbar, denn die Subways sind an ihren Instrumenten deutlich firmer. Alea hat offensichtlich den kompletten Gesang auf dem Album übernommen und macht seinen Job erneut sehr gut. Seine Stimme passt sich den Gitarrenriffs an und ist deutlich rauer als auf dem Vorgänger, wirkt dennoch stellenweise zu gepresst.
Auf der anderen Seite haben Saltatio Mortis aber genau den Platz eingenommen, den Subway mit "Engelskrieger" geräumt haben. Je länger das Album läuft, desto besser entwickelt sich die Symbiose aus Mittelalter und Moderne. Mit "Tote Augen" haben sie auch eine schöne Ballade mit dabei, der mit dem folgenden "Tritt Ein" gleich wieder kräftig Feuer unterm Arsch gemacht wird. So klangen andere Bands des Genres früher einmal.
Natürlich dürfen sich auch Saltatio Mortis an der Carmina Burana bedienen, wie es ja schon beinahe Pflicht in diesem Genre ist. "Ecce Gratum" hätte somit auch auf die nächste Unplugged-Scheibe gepasst (so sie denn kommt). Wie's wirklich geht, zeigen sie schließlich noch mal in "Keines Herren Knecht" und dem finalen "Die Hoffnung Stirbt Zuletzt", die richtig Laune auf ein Live-Erlebnis machen.
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