laut.de-Kritik

Jammer mal im Jammertal!

Review von

Der Jonesmann legt seinen bisherigen Künstlernamen ad acta und kehrt nun als Samson Jones zurück. "Angekommen" nach einer künstlerischen Reise, mit einer Erweiterung der musikalischen Horizonte im Gepäck. Ohnehin war Jonesmann von jeher mehr als 'nur' ein Rapper und verfügt fraglos über weitere Qualitäten. Doch die spielt er auf seinem neuen Album leider nur sehr halbherzig aus.

Die Eröffnung "Angekommen" darf als persönliches Statement zum Stilwechsel verstanden werden. Die eingesetzten Mittel variiert Jones im weiteren Verlauf, von einigen Ausnahmen abgesehen, immer wieder aufs Neue: Kräftige, aber recht träge umher muffelnde Beats vereinen sich mit verhuschtem Synthie-Zierrat im Background.

Leichtes Uptempo sorgt für ein beschwingtes "Flieg Mit Mir", das sich textlich allerdings an schon viel zu häufig gehörte Ergüsse aus dem Pop-Poesiealbum anlehnt: "Lass dich fallen und flieg davon / Spann einfach die Flügel auf / Und flieg mit mir / Ich zeig dir, wie grün die Wiesen sind". Da lässt doch glatt jede Hummel das Blüten bestäuben sausen.

"Ihre Schatten" thematisiert die ablehnende Haltung des Individuums gegenüber dem vermeintlich verbindlichen Konsens, mit dem es konfrontiert wird. Allerdings präzisiert Jones die Bedrohungen nicht konkret, sondern bleibt lieber bei vagen und schwammigen Formulierungen.

"Klettere Hoch" ist der erste klar dem Rap zuzuordnende Track. Jones' Aggressivität fehlt hier aber der echte Biss, zumal alles in einen kuscheligen Refrain mündet. Ohnehin das Hauptmanko der Songs: Der gebürtige Frankfurter spaziert zwar munter durch Pop, Soul, R'n'B und Rap, und klaubt sich die entsprechenden Versatzstücke heraus. Doch aufgrund der stilistischen Beliebigkeit kommt dabei lediglich zahmer Mischmasch heraus - gefangen im Fegefeuer zwischen ermüdender Xavier Naidoo-Betulichkeit und Ich + Ich-Gefühlsphrasen ("Sandsturm", "Schiff Im Sturm").

In den solide gereimten Raps ("Immer Noch", "Weil Wir Freunde Sind") überzeugt Jones am ehesten. Textlich scheint in den Songs durchaus mal die Sonne. In erster Linie legt Samson aber Wert auf die deutlich erkennbare, verkniffene Stirnfalte. Eine Frau besitzt dann schon mal eine schlechte "Nebenwirkung". Die Nummer mit ihrem durchaus originellen Ansatz klingt im Endresultat allerdings wie großflächig von Valium durchtränkt.

Zum Schluss dreht es sich ums ewige Thema "Welt Retten". Da war doch zuletzt schon mal ein Hiesiger dran? Richtig, Tim Bendzko. Jones hat allerdings Anderes im Sinn. Während Bendzko immerhin optimistisch an die schwere Aufgabe ging, herrscht bei Jones die 'Jammer mal im Jammertal'-Resignation vor: "Ich kann die Welt nicht retten / Und seh' darin auch keinen Sinn / Ich werd versuchen Mensch zu bleiben / Und schau dass ich ich ein Zeichen setz". Das holpert nicht nur beim Lesen.

Viel harmlose Gefälligkeiten, durchsetzt mit ordentlich inszeniertem Gebrauchs-Rap: Samson Jones ist zwar wieder da, aber so richtig "Angekommen" ist er noch nicht. Hier erscheint er eher als Umgezogener mit neuer Adresse, der das Einrichten seiner neuen Wohnung aber noch längst nicht stimmig abgeschlossen hat.

Trackliste

  1. 1. Angekommen
  2. 2. Flieg Mit Mir
  3. 3. Ihre Schatten
  4. 4. Klettere Hoch
  5. 5. Kein Meter
  6. 6. Immer Noch
  7. 7. Nebenwirkung
  8. 8. Sandsturm
  9. 9. Forrest Gump
  10. 10. Weil Wir Freunde Sind
  11. 11. Schreib Dich Nicht Ab
  12. 12. Schiff Im Sturm
  13. 13. Welt Retten

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