laut.de-Kritik
Avantasia mit weniger Bombast.
Review von Yan VogelWenn sich Sascha Paeth nicht mit Avantasia auf Tour befindet oder Hochkaräter wie Kamelot, Rhapsody oder Epica produziert, geht er womöglich schlafen. Schlafen? Denkste: Im vergangenen Herbst widmete er sich einem eigenen Projekt.
Die Masters Of Ceremony, deren Chef er ist, entstammen dem Dunstkreis des lockigen Gitarristen: Felix Bohnke und André Neygenfind stellen bei Avantasia die Rhythmussektion, während Corvin Band die Tasten beim Spiritisten-Rock-Mogul Uli Jon Roth bedient. Entsprechend eng bewegt sich die Musik am Megaseller mit Toby Sammet.
Gleichwohl verfügen die Songs über weniger Bombast. Geradezu bodenständig geht die Band zu Werke und hangelt sich an den großen Momenten von Paeths Laufbahn entlang. Über die gesamte Spielzeit prägt das Gitarrenspiel des 49-Jährige die Platte. Kraftvolle Riffs, filigrane Läufe und durchdachte Harmonien dominieren.
Die Songs gehen ohne Umschweife ins Ohr und blieben im weiten Feld der Metal-Veröffentlichung eine Randnotiz, würde nicht der Posten am Mikrofon derart begeistern: Die junge Amerikanerin Adrienne Cowan geht als wahres Goldkehlchen mit ordentlich Schmiss auf den Stimmbändern durch und könnte sowohl Nightwish wie Arch Enemy vorstehen. Sie sticht Kolleginnen wie Jennifer Haben von Beyond The Black locker aus.
Bei "Sick" röhrt sie so heiser als läge ein Battle mit Corey Taylor hinter ihr. Die Speed-Doppelspitze mit "The Time Has Come" und "Weight Of World" würde sicherlich auf dem kommenden Helloween-Comeback eine gute Figur machen. Das düsterbetörende "Wide Awake" punktet mit der Grandezza einer Anneke van Giersbergen (Ayreon, Devin Townsend).
Einen groben Fahrfehler erlaubt sich das Quintett mit "Radar" dann doch: Die Folk-Schunkel-Schmonzette fliegt schnell aus der Playlist. Den Schlusspunkt setzt das Titelstück, das über die Kadenz von "I Will Survive" Glanz und Gloria versprüht, und zusammen mit der Pianoballade "The Path" einen Kontrapunkt zum handelsüblichen Metal-Gestus setzt.
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