laut.de-Kritik
Chill-bient garantiert ohne Nebenwirkungen.
Review von Daniel StraubDer leibhaftige Dichterfürst Schiller schrieb in seinem Leben so viele Bücher, dass man damit locker eine ganze Bibliothek anfüllen könnte. Viele Worte sind die Sache von Christopfer von Deylens gleichnamigem Musikprojekt indes nicht. Das macht auch nichts, denn die Sprache auf die sich von Deylens Schiller am besten versteht ist nicht das geschriebene Wort, sondern die Musik.
Mit den 17 Tracks von "Leben" setzt Schiller den auf dem Vorgängeralbum "Weltreise" eingeschlagenen Weg konsequent fort. Sanft wogende Elektronik-Sounds verbinden sich mit den vertrauten Stimmen der zahlreichen Gastsänger wieder zu Songs, die Entspannung pur verheißen. Wie schon bei "Weltreise" leihen Kim Sanders, Peter Heppner von Wolfsheim und Alexander Veljanow von Deine Lakaien Schiller ihre Stimmen.
Mit Mila Mar, Sarah Brightman und Maya Saban erfährt die stimmliche Dimension von Schillers Musik eine weitere Auffächerung. Ein gelungener Schachzug, stets neue Nuancen der Tracks zu akzentuieren, ihnen einen eigenständigen Charakter zu geben. Den besitzt auch die erste Singleauskopplung "Liebe", die dank maximalem Schmalzfaktor nachdrücklich und negativ im Gedächtnis haften bleibt.
Kein aggressiver Ton stört die meditative Grundstimmung von "Leben", keine Dissonanz holt die Gedanken aus ihrem kontemplativen Leerlauf. Alles klingt wohl aufeinander abgestimmt, ergänzt sich zu einem Gesamteindruck ohne Ecken und Kanten. Harmonie heißt die Schillersche Maxime auch auf "Leben".
Da fällt ein Track wie "Dreiklang" mit seiner straight nach vorne gehenden Bassdrum direkt aus dem Rahmen und gerät als einziger Song auf "Leben" in den Verdacht, den Dancefloor rocken zu wollen. Die übrigen Songs laden eher zum relaxten Couch-Surfing ein. Chill-bient, leicht verdaulich und garantiert ohne Nebenwirkungen.
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