laut.de-Kritik

Musik für die Kleinen, Texte für die Großen.

Review von

Nach den Studioalben acht ("Glitzer Auf Beton") und neun ("Alles Zerpflücken") markieren Schrottgrenze mit "Das Universum Ist Nicht Binär" das Ende ihrer "queeren Album-Triologie". Es dauert auch keine halbe Minute, bis Saskia Lavraux mit der Tür ins Haus fällt: "Stell dir vor, wir wachen auf, und es wär' der allerschönste Morgen, denn das Patriachat wäre gestorben", singt sie, während sich wabernder Powerpop mit leicht verzerrten Gitarren auf die Reise macht.

Auch in der Folge orientiert sich der Sound an jenen angerockten Grenzgängern, die im Proberaum gerne die Sau rauslassen, auf dem Weg nach draußen ihre zerrissenen Jeans aber doch lieber gegen stylische Bundfaltenhosen eintauschen. Geschenkt. Schließlich gibt es nachhaltigen Weichspülrock, der gespickt mit schönen Melodien und wichtigen Inhalten überzeugt. Und gerade, wenn es um Letzteres geht, stehen Schrottgrenze nicht erst seit dem Spätherbst 2022 ganz vorne in der Reihe derer, die sich für eine offene Gesellschaft und Gleichberechtigung auf allen Ebenen stark machen.

Songtitel wie "Männerphantasien", "Dysphorie" oder "Emanzipation Und Alltag" sprechen diesbezüglich eine deutliche Sprache. In den Songs geht es um Reality-Checks, die nicht immer mit einem Happy End enden - finstere Angstzustände, hervorgerufen durch soziale Ausgrenzung und das Hauptthema Gender-Identifikation. Schrottgrenze beschäftigen sich aber auch mit den Mühlen der "Bürokratie", grenzenloser Beziehungssolidarität ("Immer Für Dich Da"), den hohlen Dumpfbacken dieser Welt ("Lieber Regen") und der toxischen Social-Media-Welt ("Happyland").

Inhaltlich macht die Band aus Niedersachsen also alles richtig, selbst, wenn nicht jeder Reim sitzt. Musikalisch hingegen ist viel Luft nach oben. Zwar bleiben einige prägnante Melodielinien im Ohr ("Das Universum Ist Nicht Binär", "Dysphorie", "Boomer-Tränen"), die Gesangsvorstellung wirkt aber arg emotionslos. Zudem nerven die Chöre, die klingen, als wären ein paar Grundschul-Kids am Werk. Zieht man Resümee, kommt man zu dem Schluss, dass man den Texten der Band in diesen Tage aufmerksam zuhören sollte. Für die Musik gilt das leider weniger.

Trackliste

  1. 1. Das Universum Ist Nicht Binär
  2. 2. Boomer-Tränen
  3. 3. Girlanden
  4. 4. Männerphantasien
  5. 5. Dysphorie
  6. 6. Immer Für Mich Da
  7. 7. Happyland
  8. 8. Emanzipation Und Alltag
  9. 9. Bürokratie
  10. 10. Roman Und Ines
  11. 11. Lieber Regen

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