laut.de-Kritik
Aus der DSDS-Mottoshow "Super Soul-Hits".
Review von Dani FrommSeal, der seine Wurzeln tief im Soul verortet, hat sich seiner Lieblingsstücke angenommen. Die Befürchtung, hier werde einmal mehr altehrwürdiges Material zu Tode modernisiert, erstickt gleich die erste Nummer im Keim.
Was tun, um einen Song aus dem Jahre 1964 zu einer topaktuellen Produktion zu erheben? Seal hat richtig erkannt: Gar nichts. "A Change Is Gonna Come", Sam Cookes zeitloser Titel, mutet dieser Tage auch ohne Frischzellenkur besonders prophetisch an. Der Wechsel kommt manchmal von ganz alleine.
Auch, wenn er weder die unerreichte Dynamik von Soulbrother No. 1, Mr. James Brown, auffährt noch die schmachtende Gefühlstiefe eines Al Green auslotet: Seal schlägt sich wacker. Seine leicht angeraute Stimme schmiegt sich zwischen die Streicher-, Piano- und Gitarrenklänge, die sich zu zauberhaften, nicht umsonst die Jahrzehnte überdauernden Kompositionen fügen.
Zuweilen hätte ich mir Seals Gesang durchaus dominanter in den Vordergrund gemischt gewünscht. Der gerät zwar nicht besonders abwechslungsreich, bleibt vielmehr stets unüberhörbar Seal. Da das aber das einzig Eigene darstellt, das Seal zum "Soul" addiert: Warum nicht das Augenmerk deutlicher darauf lenken?
Wer auf Experimente aus ist, erlebt eine Enttäuschung. Die Zusammenstellung der Vorlagen, die sich von "It's A Man's, Man's, Man's World" über Otis Reddings "I've Been Loving You Too Long" und Eddie Floyds "Knock On Wood" bis hin zu "People Get Reday" aus der Feder Curtis Mayfields erstreckt, bietet eine ebenso sichere Bank wie die Wahl der Musiker, die Hand anlegten.
Die Bläser, die üppig aufspielen, ohne dabei den Gesamteindruck zu erschlagen, wurden über weite Strecken von David Foster und Jerry Hey arrangiert: Erstgenannter versammelt als schwer dekorierter Songwriter und Produzent 14 Grammys auf seinem Kaminsims, während letzterer bei Künstlern von Earth, Wind & Fire bis hin zu den Pussycat Dolls das Klangbild polierte.
Am Bass stolpert man über Fourplay-Mitglied Nathan East, der auf Erfahrungen mit Barry White, Al Jarreau, Lionel Richie und Herbie Hancock zurück blickt. Die Gitarre in "Free" zupft Dean Parks, der gerne und oft bei Steely Dan mitklampfte und ganz nebenbei die Melodie zu Michael Jacksons "Beat It" einspielte.
Der Phillysoul-Schmuseklassiker "If You Don't Know Me By Now" wird seit den Tagen von Harold Melvin & The Blue Notes gern genommen, daran ändert auch eine voran gegangene Verwurstung von Simply Red nichts. Ben E. Kings "Stand By Me", wie alle anderen Nummern nur behutsam abgestaubt, katapultiert mich zwar nicht ins Ursprungsjahr 1961. Wohl aber fühle ich mich instantan in die Mitte der 80er zurück versetzt, als wir im Kino das Geheimnis eines Sommers zu enträtseln versuchten.
Songs, die Geschichte und Geschichten bergen, die in- und auswendig zu kennen man kein Soul-Fan sein muss. Songs, arrangiert und serviert von Könnern, vorgetragen von einem unaufdringlichen Sänger mit Format. Was soll unter diesen Voraussetzungen schief gehen? Die Strafe für rundum fehlenden Mut zum Risiko folgt auf dem Fuße: Nur schwer lässt sich der lauwarme Eindruck verscheuchen, versehentlich in eine DSDS-Mottoshow geraten zu sein. Thema: "Super Soul-Hits".
13 Kommentare
Seit "Killer" mit Adamski hat Seal bei mir einen Bonus-Punkt. Und mag seine Musik doch so weichgespült sein manchmal, die Stimme ist immer noch fein. Kenne das Album noch nicht, aber bei den Stücken kann ja nicht viel schief gehen...
Ich mag Seals tiefe Stimme. Die ist sehr warm und angenehm. Love´s divine bleibt für mich aber sein bestes Stück. Die CD hier werde ich mir aber wohl kaum geben.
Zitat (« Den Phillysoul-Schmuseklassiker "If You Don't Know Me By Now" wird seit den Tagen von Harold Melvin & The Blue Notes gern genommen, daran ändert auch eine voran gegangene Verwurstung von Simply Red nichts. »):
Erst einmal ist der Satz total verkorkst, (vielleicht beim nächsten Mal vor Veröffentlichung den Text 3x Mal lesen?)... und zum Zweiten ist die Version von Simply Red mindestens genauso gut, wie das Original.
selten soeine dämliche rezension gelesen.
seal auf DSDS niveau zu reduzieren ist frech
und gleichsam ahnungslos.
seal singt sich den arsch ab im besten sinne.
mann, der typ singt von welt, besser geht es nicht. music, arrangements top, was mehr?
wenns nur ums ablästern und ums runerputzen
geht, gut gebrüllt löwe...nur intelligente kritiken gehen anders.
mir gefallen kritiken nicht in denen der kritiker sich in den vordergrund spielt.
Wer braucht von Seal aufgewärmte Soul-Klassiker?
Fürchterlich.
Ach Gott, seid doch nicht so bös - klar ist das sowas von nicht neu, aber im Ergebnis doch ne ordentliche Soul-Scheibe, die man jederzeit hören kann, wenn einem nach Soul ist, auch nicht weichgespülter als 2/3 des Motown-Katalogs...