laut.de-Kritik
Muntere Zitate quer durch die schwarze Musikgeschichte.
Review von Maximilian SchäfferDie weisen älteren Herren aus Seattle beglücken die Hip Hop-Welt nach dem 2017er Duo-Album "Quazarz" mit einer neuen Schallplatte. Shabazz Palaces versuchen sich an einem psychedelischen Konzeptalbum, dessen Themenvorlage sich bei Isaac Hayes oder Sun Ra finden lässt. Black Power zu kosmischen Klängen subsumierten diese Legenden des vergangenen Jahrhunderts einst unter Schlagwörtern wie "Black Moses" oder "Cosmic Tones For Mental Therapy". Shabazz Palaces nennen ihre Scheibe "The Don of Diamond Dreams".
Dabei schwinden im aktuellen Werk musikalisch eigentlich beinahe sämtliche Referenzen an Jazz, Afrobeat oder die sogenannte Weltmusik, vor allem im Abgleich mit dem reichlich technischen Erstling "Black Up". Über zehn Tracks hinweg bedienen sie sich eher an den Konventionen der US-R'n'B-Charts der letzten Dekade und verschleppen jene ins Benebelte. Deutliche Cloud-Rap-Anleihen finden sich beispielsweise in "Wet" wieder, während sich "Money Yoga" ganz dem Trap widmet.
Prominent sind bei dem Duo seit jeher die Drumtracks. Auch diesmal, wie besonders "Thanking The Girls" beweist, das einen langsamen, deepen Sub-Dub-Beat unter extrem dämliche Lyrics über Mädels, Gott und Wahrhaftigkeit walzt. Ganz speziellen Spaß macht in diesem Sinne auch "Bad Bitch Walking", das als smoother, hirnbefreiter Tanzfeger im universalabgeklärten Stil George Clintons daherkommt.
Bei aller Referenzialität und angewandtem Eklektizismus handelt es sich doch bei so gut wie jedem Track um augenscheinlich fixe Ideen, deren Ausführung man jeweils schnell begriffen hat. Nach maximal einer Minute darf man keine Überraschungen mehr erwarten, weder formal, noch in punkto Songwriting. Da hilft kein Autotune und auch kein Synthesizer.
Einen legendären künstlichen Klangerzeuger setzen Shabazz Palaces übrigens in Chocolate Souffle als funkiges Bassfundamet ein. Der Hörer bleibt an dieser Stelle auch nicht über das hergenommene Fabrikat im Unklaren: Alles reimt sich auf die Endsilbe "ARP".
So zitieren sich Shabazz Palaces auf zehn Titeln munter durch die schwarze Musikgeschichte, ohne sich große Ausfälle zu erlauben, ohne aber auch abseits lässiger pophistorischer Collagen zu einem nachhaltig interessanten Ansatz zu finden. Das alles ist nicht uncool, bleibt aber weit hinter dem bisherigen Glanzstück "Lese Majesty" zurück. Viel jugendliche Attitüde und wenig Sinnhaftigkeit sind im Allgemeinen sichere Anzeichen einer Mid-Life-Crisis.
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