laut.de-Kritik
Klingt immer noch wie Weissglut.
Review von Michael EdeleIch weiß zwar nicht, ob man sich jetzt einfach dem Druck der Medien gebeugt hat, oder ob der Namenswechsel andere Gründe hat, jedenfalls firmieren Tom v. K., Guido Winter, Thomas auf dem Berg und Sid Venus nicht mehr unter dem Banner Weissglut (welches sich Ex-Sänger Josef Maria Klumb gleich wieder unter den Nagel gerissen hat), sondern heißen jetzt Silber.
Sinn und Zweck des Namenswechsels erscheint gleich noch fragwürdiger, wenn man trotz der Hinzunahme eines zweiten Gitarristen anstelle eines festen Keyboarders keine großartigen musikalischen Unterschiede zum letzten Weissglut-Album "Zeichen" feststellen kann. Zumindest daran muss man sich nicht weiter stören, denn Weissglut wurden nicht zu Unrecht als deutsche Antwort auf Life Of Agony und Type O Negative gehandelt. Auch auf Silber zeigt die Band, dass sie es nicht verlernt hat, eingängige und gleichzeitig verdammt emotionale Musik zu schreiben, die durch Toms unglaublich variablen Gesang noch abgerundet wird.
Da auch Silber beinahe während der kompletten Spielzeit auf Keyboards oder Effekte zurück greifen, muss man sich aber fragen, wie lange sie auf die Dienste eines Tastenmanns verzichten können, da es oftmals die dezenten Keyboardklänge sind, welche die Songs wirklich dicht klingen lassen. Live kann das aber auch durch die doppelte Gitarrenpower wieder wett gemacht werden. Auf Tonkonserve sind der Opener "Flieg", das auf ein rammstein-artiges Riff aufbauende "Durch Die Nacht" oder das zügige "Durch Dein Feuer" auf jeden Fall eine feine Sache.
Textlich ist Silber durchaus auch im grünen Bereich, wobei auf der Habenseite vor allem die Texte zu der genialen Ballade "Dreht Sich Die Erde" und zu "Niemandsland" erwähnt werden müssen. Nicht ganz so gelungen erscheint mir hingegen der lyrische Erguss beim Spliff-Cover "Déjà Vu", das hier "Heut Nacht" heißt. Hier wird der Text ab und an zu sehr vom Reim anstatt vom Sinn diktiert. Davon sollte sich aber niemand abhalten lassen.
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