laut.de-Kritik
Für den Hometrainer oder die Autobahn bei 170 km/h.
Review von Dominik KrausNorwegen ist nicht gerade als Hochburg elektronischer Tanzmusik verschrien. Eher schon als Heimatland des gepflegten Wir-trinken-gerne-Blut-Metals. Auch das neue DJ-Lieblingslabel Oslo stammt nicht wirklich aus der gleichnamigen Hauptstadt. Zwar gibt es den internationalen Lindstrom und seinen Prins Thomas, dazu die Electro-Pop-Esoteriker von Röyksopp, doch das wars denn auch im Wesentlichen.
Besonders schön, dass sich mit Skatebard nun ein (nicht mehr ganz) junger Herr anschickt, diese Malaise via Kompakt-Vertrieb ein wenig zu ändern. Sich selbst zuweilen in bizarre 80er-Fummel kleidend, beschert er uns einen elfteiligen Einblick in seinen Cosmos. Und schon der erste Spiralnebel "Vuelo" verrät, durch welche Gefilde Blonde Hunk Bard Lodemel sein Brettchen gerne schubst.
Nostalgisch anmutende Sequenzerläufe und wohlige Flächen reminiszieren Italo-Disco à la Moroder ebenso wie skandinavischen Tech-House der Spätneunziger und Früh-2000er vom Schlage Sami Koivikko et al. So ganz zeitgemäß klingt das in der Regel nicht, was da bei Skatebard aus den Boxen fließt und dem ebenso anachronistischen Artwork nach zu urteilen ist dies auch ganz bewusst gewähltes Programm.
Macht ja auch (fast) nichts, denn im Großen und Ganzen ist der "Cosmos" ein runder. So sind denn auch keine schwarzen Löcher in Form von gravierenden musikalischen Ausfällen zu konstatieren. Lodemels kleiner Technopark tuckert, pluckert und schiebt eigentlich immer recht angenehm auf stets leicht variierenden Energielevels vor sich hin. Wobei die softeren Tracks tendenziell die stärkeren sind und sich "Cosmos" auch dadurch vor allem als Hörplatte anbietet.
Für den Dancefloor der schweißdampfenden Technodisko sind die Tracks zu lieblich-glatt und weisen nicht den fetten Zappel-Groove auf, der nötig ist, um Arsch und Füße so richtig zum Swingen zu bringen. Eher schon funktioniert "Cosmos" zu Hause auf dem Hometrainer oder auf der Autobahn bei Tempo 170. Da machen die Juno-Jupiter-Flächen und Oktaven-Bassläufe richtig Spaß und ergeben einen guten Flow.
Wir haben es also mit einer durch und durch sympathischen, soundtechnisch zum Teil leicht angestaubten Softie-Techno-Scheibe zu tun, die aufgrund ihrer konsequenten Verweigerung hinsichtlich zur Zeit herrschender Technotrends (Minimaltribalbass-Verwurstung etc.) auf ihre Art schon fast zeitlos ist.
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