laut.de-Kritik
Bittersüße Melancholie - rohe Songs im Akustikgewand.
Review von Michael EdeleEs hat gedauert, bis Ski mit seiner Country Trash Truppe ein neues Album gestemmt hat. Fünf Jahre sind seit "Roadstop In Hell" ins Land gezogen, auch wenn zwischendurch noch die DVD "Live in Geiselwind" (2014) erschien. Nun meldet sich der Mann zurück - wenngleich: nur mit sieben Songs und im rein akustischen Gewand.
Dass es dabei eher besinnlich zugeht, liegt in der Natur der Sache: Wer nicht nur beim Zwiebeln schneiden leicht emotional reagiert, kann beim ein oder anderen Song schon mal ein Tränchen verdrücken. Bereits der Opener "Holding On", dem ein oder anderen bereits als Single bekannt, verströmt bittersüße Melancholie.
Das liegt nicht nur an der ruhigen Grundstimmung des Songs, sondern besonders an Skis Stimme, der auf dem Album so rau und emotional wie selten klingt. In Sachen Melancholie und Emotionalität wird das nur noch vom abschließenden "Don't You Cry On My Grave" übertroffen, beide Songs bilden somit die Klammer des Albums. Schade nur, dass das tolle Cello-Intro den Song nicht länger trägt bzw. eine größere Rolle spielt.
Der Sound des Albums bleibt insgesamt recht trocken und roh. Vielleicht wäre eine Liveaufnahme vor Publikum noch eine Spur intimer und eindringlicher geworden, aber das kann ja noch kommen. Das von der Ambivalenz des Tourlebens handelnde "Rock'n'Roll Dream" baut auf einem schönen Violinpart im Mittelteil auf.
In eine ähnliche Kerbe haut "The Bottle", das textlich zwar nicht aus der Feder des Sängers stammt, aber deutlich zeigt, dass die Jungs dem Chef auf Tour sehr genau zugehört und ihn beobachtet haben. Die Tragik der Situation wird musikalisch sehr schön eingefangen und würde dank des tollen Mundharmonika-Solos als Soundtrack zu jedem Roadmovie passen.
Während ich persönlich die Schunkelnummer "Free" mit Banjogeklimper für verzichtbar halte, freut sich manch anderer sicher über den geselligen Sauf und Feier-Song. Das irisch angehauchte "Northern Shore" besitzt zwar ebenfalls Drinkappeal, macht für meinen Geschmack aber deutlich mehr her.
So bleibt einzig und allein "Rising", um souverän ansteckende Fröhlichkeit zu verbreiten. Da verzeiht man sogar die etwas schiefen Backing Vocals gerne. Mit dem auf den ersten Blick etwas seltsamen Coverartwork, greift die Band einfach die bisherige Geschichte weiter auf. Nach dem Start im "Trash Valley" ging es auf der "Neverending Road" hinauus, bis man den "Roadstop In Hell" einlegte und sich dort ersst wieder rauskämpfen musste. Und im Notfall geht es eben auch zu Fuß weiter, denn unterkriegen lassen sich Ski's Country Trash noch lange nicht.
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