laut.de-Kritik
Hardrock-Spaß für Frühling und Sommer.
Review von Michael EdeleAls Sklave des Systems hat sich wahrscheinlich noch keiner wohl gefühlt. So geht es auch den beiden Brother Cane-Muckern Damon Johnson (Gitarre/Gesang) und Roman Glick (Bass), die zusammen mit Drummer Scott Rockenfield (Queensryche) und Gitarrist/Produzent Kelly Gray einfach eine entsprechend benannte Band gründen.
Kommerzielle Ausrichtungen sind laut eigener Aussage kein Antrieb für die Band, dennoch ist der Sound auf dem gleichnamigen Debüt recht massenkompatibel. Eine anständige Mischung aus Hardrock mit einem Schuss Alternative setzt uns das Quartett hier vor. Bis auf zwei Nummern sind die Songs alle jüngeren Datums und klingen auch frisch und vor allem ehrlich. Ohne irgendwelche Zwänge scheinen die vier einfach mal drauflos komponiert zu haben und entsprechend viel Spaß macht das Album auch.
"Stigmata" ist ein cooler Opener, der sofort die Marschrichtung klar macht und ordentlich groovt. Das ist Musik für den Frühling und den Sommer, wenn man in der Karre das Fenster runter kurbelt, sich die Sonnenbrille ins Gesicht pflanzt, ne Kippe in die Schnauze schraubt und einfach mal aufs Gas drückt. Weiter geht es mit "Ruby Wednesday" und dem etwas gemäßigteren Titeltrack, die beide auch nicht unbedingt zum Bremsen einladen.
Dafür macht man für "Live This Life" gern mal einen kleinen Zwischenstopp, um mit der Schnitte auf dem Beifahrersitz den Sonnenuntergang zu genießen. Dann aber wieder rauf auf die Straße und zu "Cruise Out Of Control" über den Asphalt gezischt. Die Nummer hat genau wie "Ragdoll" einen ziemlichen Soundgarden-Einschlag, was vor allem am ähnlichen Timbre von Damon mit deren Shouter Chris Cornell liegt. "Abyss" sollte man aber überspringen, nicht weil der Song schlecht wäre, nur muss man schon wieder rechts ran und mit der Beifahrerin kuscheln ...
Dafür treibt "Disinfected" umso mehr nach vorne an, weshalb man besser noch mal auftankt. "Gone Today" ist zwar eher was für die radarüberwachte Strecke und mit "Will You Be There" geht's ab in die 30er-Zone. "Leaves" nimmt irgendwie auch nicht richtig Fahrt auf und wenn "Walk The Line" abschließend schon fast mehr nach Bon Jovi klingt als Bon Jovi selbst, fahr' ich das letzte Stück lieber mit dem Bus.
Nach einem wirklich starken Start und ein paar guten Songs im Mittelfeld schwächt die Scheibe gegen Ende etwas ab. Auch soundtechnisch wundert man sich manchmal, warum bei den Soli nur der Bass und keine zweite Gitarre zu hören ist. Immerhin hat man nicht nur zwei Gitarren an Bord, sondern mit Kelly Gray auch einen renommierten Produzenten. Wer den Sommer über aber ein wenig rocken will, macht mit Slave To The System nicht viel falsch.
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