laut.de-Kritik

Glaubwürdiger Pop von einer ehemaligen Krebs-Patientin.

Review von

Immer wieder verleiten Cover und Namen zu Fehleinschätzungen. Wie in diesem Fall: Es handelt sich hier nicht um eine arabische Bauchtänzerin, die mit Schmusepop den Durchbruch in Deutschland versucht, sondern um die Rückkehr einer US-amerikanischen Singer/Songwriterin kolumbianischer Herkunft, die mit dem selbstbetitelten "Soraya" ihr viertes und persönlichstes Album liefert.

"Warum ich, warum jetzt, was soll das?", fragt sie im Opener "Almost" und bezieht sich auf den Brustkrebs, den sie vor drei Jahren in sich entdeckte. Sie war damals 31, der Tumor drohte nicht nur ihre Karriere, sondern auch ihr Leben zu beenden. Ihre Erfahrungen während der Krankheit und der Genesung bilden den Inhalt der hier vorgestellten Lieder.

Dabei überrascht sie nicht nur durch ihre Lebensfreude, sondern auch mit ihrem musikalischen Stil, der sich eher als Country-Folk-Pop denn reines Latino-Chartmaterial entpuppt. Eine interessante Kombination, die dadurch entstanden ist, dass Soraya nicht nur alle Stücke selber geschrieben und produziert hat, sondern auf dem Album auch Geige, Gitarre und Mandoline spielt.

Könnten "Almost" und die Ballade "All For You" klanglich von Sheryl Crow stammen, kommen auch Fans südamerikanischer Musik auf ihre Kosten. Nicht nur, weil die Hälfte der Stücke auf Spanisch ist: "Ser Amado" oder "Porque Te Quiero" bringen karibischen Flair ins Wohnzimmer, während die Balladen "A Tu Lado" und "Casi" (mit dem übersetzten Text und der Melodie von "Almost") eine verliebte Melancholie verbreiten.

Dabei verleihen Sorayas Erfahrungen und ihre klare, überzeugte Stimme den Texten die Glaubwürdigkeit, ohne die sie stellenweise ein ganzes Stück zu schnulzig wären. "Wenn der einzige Klang, den du wahrnimmst, das Schlagen deines Herzes ist, wirst du zwischen den Schlägen entdecken, wer du bist", singt sie am Ende des ersten Liedes. "Wenn ich in deinen Armen bin, weiß ich, dass ich nur für dich atme" erklärt sie in "All For You". Gerade aus der Liebe schöpft sie die Kraft, trotz Schmerzen und Ungewissheit die Therapie zu durchstehen. "Jedes Mal, wenn ich atme, bei jedem Herzschlag lüge ich. Ich lüge für dich" heißt es in "Lie For You".

Eine Liebe, die sie aber durchaus kritisch betrachtet ("Gefangene deiner Liebe", beschreibt sie sich in "Prisionera") und die nicht nur auf Äußerem beruht. "Schönheit geht so tief wie die Haut, sie schwindet mit der Zeit. Ich verspreche, dass ich dich suchen und tief in deinem Inneren finden werde" kündigt sie in "Reflections" an. Schließlich ist sie mit ihrem Leiden jedoch auf sich selbst gestellt. "Ich weiß, es gibt noch mehr für mich ... ich vertraue diesem Gefühl und beginne zu kämpfen" beschreibt sie in "Shipwrecked" jenen Moment, in dem sie sich wieder fängt.

Gerade "Shipwrecked" ist ein Beispiel für Sorayas besondere Qualitäten. Mit Beats und Sean Paul klänge das Stück ebenso hitverdächtig wie Beyoncés "Baby Boy"; hier dagegen sorgen ein dezenter Bass und Bongos für geschmeidigen Rhythmus und verleihen dem Lied eine Wärme und Echtheit, die jenseits des kommerziellen Aspekts liegen. Genau hier liegt die Stärke dieses Albums: Es bietet schöne, griffige Melodien und emotionsgeladene Texte, die nicht aus der Feder eines Hitschreibers kommen, sondern aus dem Herzen einer vom Leben geprüften Musikerin.

Trackliste

  1. 1. Almost
  2. 2. All For You
  3. 3. Ser Amado
  4. 4. Lie For You
  5. 5. No Need To Explain
  6. 6. A Tu Lado
  7. 7. Reflection
  8. 8. Porque Te Quiero
  9. 9. Prisionera
  10. 10. Shipwrecked
  11. 11. Casi - Acoustic
  12. 12. Miento

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