laut.de-Kritik
Gegen den Brexit, für mehr Völkerverständigung.
Review von Toni HennigDer Schotte Steve Mason versteht sich als politischer Mensch, was sich auch in seiner Musik niederschlägt. Mit "Brothers & Sisters" erteilt er nun dem Brexit eine wütende Absage und plädiert für Offenheit und Völkerverständigung.
Das Album startet mit sphärischen Synthies und Polyrhythmen, die schon einen gewissen weltmusikalischen Einfluss erkennen lassen, sowie warmen Vocals in floydsche Klanggefilde. Danach setzt sich aber in "I'm On My Way" die Wut durch. "Here I am, hold my soul, I never gonna settle for Rock'n'Roll", singt Mason kämpferisch im Refrain.
In "No More" befasst er sich mit Kolonialismus und Sezession. Leider lässt sich aufgrund der südasiatischen Elemente und der Gastvocals des Bollywood-Sängers Javed Bashir ein gewisser Hang zum Pathos nicht abstreiten. Den Sänger hört man später in "Brixton Fish Fry", das mal lieber in der Ramschkiste geblieben wäre, ein weiteres Mal. Dass es noch schlimmer geht, beweist Mason in "Travelling Hard", wenn er zu schmetternden Bläsern und Gospel-Chören die große Chris Martin-Weltverbesserer-Geste ausfährt.
Glücklicherweise zeigt er an anderen Stellen, dass er sein Gespür für große Songs noch nicht verloren hat. "The People Say" lebt von viel Klavier und weiblichem Backgroundgesang und hätte auch gut auf Primal Screams "Screamadelica" gepasst. "Let It Up" erweist sich als äußerst beschwingter Track, der von Slide-Gitarre, Handclaps und beseelten Vocals lebt. Mehr Klavier darf es wieder in "Pieces Of Me" sein, das erneut stark an Pink Floyd erinnert und in einem emotionalen, wunderschönen Gospel-Finale mündet. "Upon My Soul", mit dem der Schotte zur Verbrüderung aufruft, stellt mit schunkelnden Rhythmen und schmissigen Chören sowas wie seine Version eines Rolling Stones-Songs dar.
Selbstbewusst endet die Scheibe mit dem Titeltrack, der zu Beginn mit dezenten R'n'B-Rhythmen noch etwas zurückhaltend daherkommt, danach aber richtig aufdreht, wenn es zu Elektronik-Spielereien, Handclaps, verspielten Drums und flächigen Hintergrundvocals immer wieder lautstark heißt: "Brothers and sisters / Pump up the volume." Jedenfalls hat Steve Mason hörbar eine Menge Energie und Leidenschaft in diese Platte investiert. Ein paar Klischees weniger hätten es aber am Ende trotzdem sein können.
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