laut.de-Kritik
Leinen los! Die Zeichen stehen auf Aufbruch.
Review von Toni HennigVor vier Jahren legten Subway To Sally mit "Hey!" ein Album vor, das noch sehr von bissiger Gesellschaftskritik lebte, aber auch schon mit zuversichtlichen Zeilen überraschte. Nun lassen die Potsdamer auf "Himmelfahrt" die negativen Gedanken größtenteils hinter sich. Erstmalig hat sich die Band nämlich gefragt, ob es nicht mal "an der Zeit" wäre, "die Hoffnung zu feiern", wie sie im Vorfeld der Veröffentlichung verriet.
Der Opener "Was Ihr Wollt" präsentiert sich als stampfender und rockiger Aufruf an die Fans mit Anspielungen auf das bisherige, dreißigjährige Schaffen der Formation zwar nicht sonderlich originell, aber schon im stürmischen "Leinen Los" stehen die Zeichen auf Aufbruch und Neuausrichtung. Die fällt ziemlich opulent und soundtrackhaft aus, wie das von Hilfe in schweren und düsteren Zeiten handelnde "So Tief" beweist, das nach dem getragenen, von Fernweh durchzogenen "Weit Ist Das Meer" folgt.
"Gaudens In Domino" sorgt dann als mittelalterliches Acappella-Stück in lateinischer Sprache für eine kurze Verschnaufpause. Dem schließt sich mit "Gott Spricht" ein richtig wütender und bissiger Song in "Engelskrieger"-Manier an, der eine Abrechnung mit der Menschheit aus der Sicht Gottes darstellt. Dabei unterstreichen apokalyptische Bläser- und Streicherklänge sowie harsche Riffs die düstere Botschaft. Es folgt mit "Auf Dem Hügel" ein erzählerischer, folkig geprägter Track, dessen metaphernreiche Lyrics sich nicht sofort erschließen. Mit "Autumn" gibt es schließlich eine Instrumentalnummer, die mit E-Geigen-Tönen Ally Storchs, die hier ihr virtuoses Können beeindruckend unter Beweis stellt, zum Totentanz einlädt. Danach regiert der Optimismus.
"Eisbrecher" stellt eine eingängige und mitsingbare Nummer dar, die eisbrechermäßig nach vorne steuert. Noch rockiger gestaltet sich "Halt", das den Zusammenhalt in unsicheren Zeiten zum Thema hat. Diese Rockigkeit lockert jedoch Ally, die sich auf dieser Platte als Musikerin viel stärker einbringt als auf dem Vorgänger, immer wieder mit tänzerischen Rhythmen auf. In "Ihr Kriegt Uns Nie" geht es der Konkurrenz im Mittelalter-Rock an den Kragen. "Wir kamen zuerst und gehen dann zuletzt", heißt es im Text. Am Ende erfolgt ein ziemlich harter musikalischer und lyrischer Bruch, denn "Lasst Die Himmel Fall'n" bildet ein von düsterer Liebes- und "Trauer"-Motivik gerprägtes Stück, das einzig von traurigen Geigentönen und Eric Fishs Gesang lebt. Könnte genauso auf eine von Erics Soloplatten stehen.
Die Musik wirkt vertraut, aber durch die soundtrackhaften Klänge und den songwriterischen Einfluss Allys doch ganz anders als auf früheren Subway To Sally-Alben.
1 Kommentar mit einer Antwort
Komisches Album. Viel Geschunkel nebst teils doch erstaunlich derben Nummern. Hat nicht ganz so viel Mixtape-Charakter wie der Vorgänger, klingt dafür aber eine merkliche Spur zu gewollt nach einer Gesamtdiskographieschau minus die Atmosphäre und großartigen Texte "von früher".
Nach bislang zwei Durchläufen geht's mir ähnlich.