Suicide Commando - " Implements Of Hell"

EBMler und elektronische Post-Industrialisten sind schon ein merkwürdiges Völkchen. Künstlerische Veränderungen sind im Fanlager in der Regel eher unerwünscht und wenig beliebt. Insofern gilt als Maßstab für eine befriedigend fiese Elektroschlachtplatte noch immer das goldene Zeitalter der frühen bis mittleren Neunziger.

Die unangefochtene Dreifaltigkeit melodisch tanzbaren Uptempos waren stets Wumpscut, Leather Strip und eben Suicide Commando. Doch während Rudi Ratzinger seine mittlerweile zehnjährige musikalische Midlife Crisis noch nicht recht bewältigt hat und die dänischen Lederstrapse auch zuletzt nicht so überzeugt haben, erstarkt Johan Van Roys Selbstmordkommando mit "Implements Of Hell" endlich wieder zu alter Form.

Eine ganze Reihe echter Tanzflächenfeger machen das Vergnügen fast so rund wie zu seligen "Critical Stage/Stored Images" Zeiten. Die frische Ungezähmtheit von "Die Motherfucker Die", "Severed Head" oder "Hate Me" spaltet dem Dancefloor das zuckende Hirn. Herrlich, wie lässig der Belgier auf "Death Cures All Pain" Hässlichkeit und schneidend scharfe Kälte mit einem fast schon niedlich veralteten Italo-Disco Beat verknüpft.

Hymnische Midtempo-Tracks in angedeutetem Marschrhythmus wie "God Is In The Rain" haben das Zeug zu Szeneklassikern. Der große Pluspunkt Van Roys ist bei allem das für ihn typische Händchen für atmosphärische und melodische Elemente im jeweiligen Alptraum. Ein räudiger Klumpen wie "Come Down With Me" bekommt ein Rückgrat aus Jarrendem Elektropop. "
The Perils Of Indifference" erhält dagegen ein wenig technoiden Futurepop.

Alles in allem ist das ein sehr großer Schritt für Suicide Commando an die Speerspitze des Genres. Trotz weniger Durchschnittstracks wie "The Pleasures Of Sin" oder
"The Dying Breed" erweisen sich diese Höllenwerkzeuge in CD Form als echtes Steckdosenmassaker ganz alter Schule.