laut.de-Kritik

Die ehrlichste Platte der Finnen.

Review von

Die Event-Kultur liegt brach. Unvorstellbar, dass sich sowohl auf der Bühne als auch im Auditorium viele Menschen tummeln. Sunrise Avenue legen mit der posthumen Veröffentlichungen eines Live-Konzerts Zeugnis ab von einer Vergangenheit, die auch in Zukunft nur schwer wieder Gegenwart wird.

Mit Auferstehungen um Ostern ist es so eine Sache. In den Iden des Aprils erscheint eine neue Platte der 2019 aufgelösteten Pop-Schmiede aus Suomi. Wem das dort vorbei geht, wo wenig Sonnenlicht draufscheint, darf gerne in die nächste Rezension reinklicken.

Zudem handelt es sich bei "Live With The Wonderland Orchestra" um keine reguläre Studio-Veröffentlichung. Ein auf der dazugehörigen Tour in Frankfurt mitgeschnittenes Konzert aus dem Jahr 2016 dient als Aufhänger. Die vielen Fans in Deutschland freut es. Die Kritiker hoffen, dass sich der Kreis endgültig schließt, lautete der Titel des ersten Albums doch "On The Way To Wonderland". Zudem haben viele Anhänger mit "Fairytales Best Of 2006-2014 - Live With 21st Century Orchestra" im Regal stehen. Eine "Very Best Of" gibt es auch bereits.

Worin besteht nun der Mehrwert? Die Arrangements entsprechen weniger den auf Formatradio getrimmten Studio-Versionen. Klar, man kann einen Popsong mit Klassik, Chor, Big Band und Percussion aufhübschen, er bleibt immer noch ein Popsong.

Die Arrangements auf der Platte sind ausufernd und versprühen Spielwitz und passen gar nicht zum Höher, Schneller, Weiter-Zeitgeist, dem sich die Gruppe sonst verschrieben hat. Trotz Bandsound dominieren hier die Orchester-Instrumente, auch wenn die hohen Geigen in "Girl Like You" ein wenig an den Nerven sägen.

Auch wenn ein Track "Out Of Tune" heißt. Die Leistung des Ensembles sowie der Band ist richtig stark. Das gleiche gilt auch für die Stimme von Frontmann Samu Haber. Steinigt mich, aber diese Nachlese ist in Punkto Qualität nah an der Dave Matthews Band oder Metallicas "S&M".

"Funkytown" verfügt über ein Western-Feeling mit der flirrenden Trompete und dem stoischen Military-Drumming. Wer viel Erfolg hat, kann sich exzellente Arrangeure leisten. Der Track hat Schmiss, Chapeau. Einzig der Rap-Part im letzten Drittel wirkt deplaziert, geht aber noch als Crossover-Reminiszenz durch. "I Can Break Your Heart" beginnt mit einer folkloristischen Einlage und steigert sich zu einer wuchtigen Hymne. "Forever Yours" schleicht mit der Dramatik eines Soundtracks in die Ohren.

Für viele ein Wermutstropfen ist die rein akustische Form. Wobei die audiovisuelle Aufbereitung möglicherweise mit Verkündung der Comeback-Shows erscheint, um die Fans zu triggern.

Sunrise Avenue füllen die Leere zwischen den Dingen. Sowohl auf Ebene eines Atoms als auch im Maßstab des Universum oder in Konzertsälen herrscht vor allem gähnende Leere. Die Band spendiert eine akustische Umarmung und erreicht viele Herzen. Was will man aktuell mehr?

Trackliste

CD1

  1. 1. Wonderland
  2. 2. Little Bit Love
  3. 3. Rising Sun
  4. 4. Kiss Goodbye
  5. 5. Forever Yours
  6. 6. Lifesaver
  7. 7. Sail Away With Me
  8. 8. I Can Break Your Heart
  9. 9. Something Sweet
  10. 10. Somebody Will Find You Someday

CD2

  1. 1. Nothing Is Over
  2. 2. Funkytown
  3. 3. Out Of Tune
  4. 4. Girl Like You
  5. 5. Sweet Symphony
  6. 6. I Don't Dance
  7. 7. Welcome To My Life
  8. 8. Fairytale Gone Bad
  9. 9. Hollywood Hills

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LAUT.DE-PORTRÄT Sunrise Avenue

Sunrise Avenue. Der Name weckt Assoziationen zu mit Florida oder Kalifornien, wo sich hübsche Menschen an traumhaften Stränden in der Sonne wälzen.

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